Tafel der Vielfalt

Heute hatten wir Gäste. Sehr unterschiedliche Gäste. Wir, das sind die Diakonie Deutschland und der Deutsche Caritasverband. Wir haben im Rahmen der Interkulturellen Woche am Tag des Flüchtlings, zu einer „Tafel der Vielfalt“  geladen. Am Washingtonplatz, direkt am Berliner Hauptbahnhof: Ein offenes Zelt, ein festlich gedeckter Tisch, eine freundliche Atmosphäre.  Fest  – und Tischredner war Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert. Und eingeladen waren Geflüchtete, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie Vertreter von Organisationen und Institutionen, die sich auch für eine offene Gesellschaft engagieren.

Vom Deutschen Musikrat bis zum Zentralrat der Muslime, von der IG Bergbau, Chemie, Energie bis zur Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, von den Kirchen über Pro Asyl, dem Deutschen Frauenrat bis hin zum Deutschen Fußballbund.  Mit einer der schönsten Gesten, mit einem gemeinsamen Essen wollen wir ein öffentliches und einladendes Zeichen für eine weltoffene Gesellschaft und ein gelingendes Zusammenleben zu setzen. Mehr dazu im Video.

Diakonie – Freundin der offenen Gesellschaft

12:30 Uhr, Bundespressekonferenz. Das ist kein üblicher Termin für einen Diakoniepräsidenten heute. Einerseits. Andererseits: Diakonie leitet sich von dem griechischen Wort „diakonein“ ab. Das bedeutet nicht nur „dienen, vermitteln“, sondern auch „dazwischengehen.“ Menschen, die diakonisch tätig sind, bleiben nicht abseits, sondern gehen dazwischen, vermitteln, bauen Brücken, helfen, suchen Lösungen, mischen sich ein.

Postkarte von www.die-offene-gesellschaft.de

Wir in Diakonie und Kirche sollten auch nicht abseits stehen, wenn es um die Zukunft Deutschlands geht. Die offene, demokratische Gesellschaft, unter deren Dach Menschen mit sehr unterschiedlichen Werten, Weltanschauungen und auch Religionen eine Heimat finden, wird derzeit massiv angegriffen. Eine Minderheit – etwa ein Fünftel unter uns – gibt ihrer Unzufriedenheit Ausdruck: bei Wahlen, Demonstrationen, im Internet. Sie verlangt nach einem restriktiveren, homogeneren Gemeinwesen, nach einem „deutscheren Deutschland“. Es ist ihr demokratisch verbrieftes Recht, diese Meinung zu äußern. Aber es kann nicht angehen, dass diese Minderheit die politische Debatte dominiert und das gesellschaftliche Klima erhitzt, wie sie es seit gut einem Jahr tut. Sie hat mehr Einfluss, als ihr zusteht. Das kann auch uns in den Kirchen nicht egal sein. Es ist also höchste Zeit, diakonisch zu werden und dazwischen zu gehen. „Diakonie – Freundin der offenen Gesellschaft“ weiterlesen

„Weil wir dich lieben!“ – Wählen gehen

Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG ist in der Hauptstadt bekanntermaßen die Herrscherin über Busse, U-Bahn, Tram und auch einige Fährverbindungen. Wer wie ich viel mit dem ÖPNV unterwegs ist, kommt nicht darum herum, zu diesem Unternehmen eine Beziehung zu entwickeln. Emotional schwankt sie zwischen großer Dankbarkeit und tiefer Verzweiflung und kennt alle Schattierungen dazwischen.img_0746

Ein Gefühlscocktail, der allen Menschen, die in Deutschland auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, vertraut sein dürfte. Und – Achtung Kurve! – denen, die parlamentarische Demokratie für ein nützliches politisches Verkehrsmittel halten, wahrscheinlich auch. Man schimpft, glaubt zu wissen, wie es besser ginge – nur abschaffen will man sie nicht. Auch das haben die BVG und die parlamentarische Demokratie gemeinsam. „„Weil wir dich lieben!“ – Wählen gehen“ weiterlesen

Ubuntu – Wir schaffen das nur gemeinsam

Das Personalpronomen „Wir“ ist ebenso einvernehmend wie unpräzise.   Ob „Wir sind Papst!“  – Schlagzeile der Bildzeitung 2005 nach der Wahl des Kardinals Joseph Ratzingers zum Bischof von Rom – oder Angela Merkels  „Wir schaffen das!“  von 2015. „Wir“ suggeriert ein Bild von Geschlossenheit und Einigkeit und vereinnahmt die Leistung eines anderen für eine Gruppe: „Wir sind Weltmeister“ gehört auch in diese Liga. Ich ertappe mich selber immer wieder dabei, ins „wir“ zu rutschen, wenn ich meiner Position mehr Gewicht verleihen möchte.

Dabei reagiere ich selbst auf unzulässige  Verallgemeinerungen in der Regel eher ärgerlich und habe den schönen  Spontispruch im Hinterkopf: „‚Wir sind doch alle Individualisten.‘ – ‚Ich nicht.‘“ „Ubuntu – Wir schaffen das nur gemeinsam“ weiterlesen

Das Ohr Gottes

Im Haus der Kirche in Düsseldorf, wo ich als Superintendent früher mein Büro hatte, waren die Räume der ökumenischen Telefonseelsorge nur zwei Treppen tiefer. Ein Knotenpunkt des Trostes und der Anteilnahme mitten in der Großstadt. Mehr als einhundert solcher Knotenpunkte gibt es in Deutschland! Sie spannen gemeinsam ein unsichtbares und doch tragfähiges Netz der Hilfe durch unser Land. Die Telekom stellt dafür seit 1997 unentgeltlich die technische Infrastruktur zur Verfügung: Aus allen Netzen kann die Telefonseelsorge kostenlos erreicht werden.

Frau tippt Nachricht an Mobiltelefon
Viele Menschen suchen per Telefon anonym Trost und Anteilnahme © Ifotes

Oft, wenn ich mich nach einem langen Arbeitstag auf den Heimweg machte, begegnete ich im Treppenhaus oder in der Tiefgarage den Ehrenamtlichen, die bald ihre Nachtschicht beginnen würden. Wir grüßten uns beiläufig, vielleicht wechselten wir auch ein paar Worte, aber habe ich ihnen je gesagt, wie sehr mich ihr verlässliches Engagement beeindruckt? „Das Ohr Gottes“ weiterlesen

Gemeinsam stark

Den schönsten, weil mit Abstand lebendigsten Termin in dieser Woche hatte ich bereits am Montag. Und er wirkt noch nach. Ich war zu Gast bei der berührenden Eröffnungsfeier der Special Olympics Hannover 2016, der nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung.

Die große Eröffnungsfeier der Special Olympics (Foto: SOD/ Jörg Brüggemann OSTKREUZ)
Die große Eröffnungsfeier der Special Olympics (Foto: SOD/ Jörg Brüggemann OSTKREUZ)

Flagge, Flamme, Eidesformel und ein fröhlich-farbexplosives Bühnenprogramm – es wurde alles geboten. Mehr als 10.000 Menschen, Euphorie auf Rängen und in der Arena, das war eine ganz besondere Show.  „Gemeinsam stark“ weiterlesen

Gut Kirschen essen

„Das mit den Flüchtlingen regt mich auf. Das stimmt doch alles nicht.“ Die Frau, Mitte 50, Berlinerin, wurde energisch. Sie habe schon vor Monaten beschlossen, keine Nachrichten mehr zu verfolgen. Als gäbe es keine anderen Themen. Wo sie denn bitte wären, diese Flüchtlinge? All das Gezeter um eine Islamisierung Deutschlands, das sei doch Quatsch. In ihrem Alltag hätte sich rein gar nichts verändert. Sie habe sich durch Medien und Internet manipuliert und aufgehetzt gefühlt.

Kirschen in einer Schale
Lieber Kirschen pflücken statt Zeitung lesen – geht das?

Das wolle sie nicht zulassen. Darum habe sie sich eine Nachrichtensperre verordnet. Es sei früh genug, sich eine Meinung zu bilden, wenn tatsächlich Flüchtlinge in ihrem Leben auftauchten. Von Angesicht zu Angesicht. Und jetzt führe sie in den Garten. Zum Gießen. „Gut Kirschen essen“ weiterlesen

Menschen mit Behinderung: Den eigenen Lebensweg bestimmen

Weg von der Fürsorge- und Sozialhilfe-Idee, hin zu einem modernen Recht auf gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit Behinderung: Dafür kämpft die Diakonie gemeinsam mit anderen Verbänden und zusammen mit Menschen mit Behinderungen schon seit Jahren. Das geplante Bundesteilhabegesetz ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Aber es birgt aber auch  Risiken neuer Benachteiligung.

Menschlichkeit wählen

Es geht um viel am kommenden Sonntag in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Es werden nicht nur neue Landesparlamente gewählt, neue Regierungen. Nicht nur die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat könnten sich verschieben. Es wird nicht nur die Flüchtlingspolitik der vergangenen Monate bewertet.

Das alles ist schon wichtig genug. Und trotzdem habe ich den Eindruck, es geht um noch Grundsätzlicheres: In diesen Wahlen geht es auch um unser Selbstverständnis, um die Statik, das Fundament unserer Gesellschaft. „Menschlichkeit wählen“ weiterlesen

Streiten für die Offene Gesellschaft

Ich empfehle seit einiger Zeit eine Homepage: www.die-offene-gesellschaft.de. Das ist die Internetseite zu einem großartigen privat initiierten Diskussions-Projekt, das nun bereits mehr als drei Monate durch Deutschland tourt und weiter touren wird.

Debatte "Die offene Gesellschaft" im SO36 © Janny Schulz
Debatte „Die offene Gesellschaft“ im SO36 © Janny Schulz

Viele tausend Menschen von Schwedt bis Saarbrücken, von Stralsund bis Freiburg i.Br. sind bislang der Einladung gefolgt, sich mit der Frage zu beschäftigen, die offenbar vielen  auf den Nägeln brennt: „Welches Land wollen wir sein?“ „Streiten für die Offene Gesellschaft“ weiterlesen