Ich bin glücklicher Vater von vier Kindern. Unsere drei Ältesten studieren, unsere Jüngste besucht ein Berliner Gymnasium. Meine Frau und ich sind froh, dass wir ihnen eine hoffentlich weitgehend glückliche Kindheit und eine gute Ausbildung finanzieren können.
Am 1. Juni ist der Internationale Kindertag, der richtige Tag daran zu erinnern, wie viele Kinder in Deutschland keine schöne Kindheit haben.
Viel zu viele Kinder erleben in unserem reichen Land tagtäglich was es heißt, kein Geld zu haben: für den Schulausflug, für ein Familienauto oder eine Woche Urlaub, für eine neue, passende Sommerhose. Sie können ihre Freunde nicht nach Hause einladen, weil das Geld nicht reicht für einen zusätzlichen Esser. Kino, Theater, Konzert oder ein Restaurant-Besuch sind für sie gar nicht drin. Sie haben keinen Computer, sind nicht Mitglied in einem Sportverein oder können kein Instrument erlernen.
Sie haben zwar eine Toilette und ein Bad in der Wohnung, aber sie leben insgesamt in sehr beengten Wohnverhältnissen. Häufig teilen sie sich mit mehreren Geschwistern ein Zimmer. Diese Kinder haben von Anfang an keine Chance: sie sind auffälliger bei der Koordinationsfähigkeit, können sich schlechter konzentrieren, sprechen schlechter deutsch und rechnen schlechter. Häufig fallen sie deshalb schon in den Kindertagesstätten auf. Sie haben einen besonderen Förderungsbedarf. Sie sind anders als die anderen Kinder, weil sie eben im Vergleich mit ihnen arm sind.
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung hat die gravierenden Folgen der Armut von Kindern für Ihre Lebenschancen aufgezeigt:
Mit ihrer frühen Erfahrung von Armut gehen nicht nur viel zu oft geringere Bildungschancen einher, auch gesundheitliche Beeinträchtigungen, Ausgrenzung und fehlendes Selbstbewusstsein sowie psychische Belastungen prägen ihr Leben. Das hat nicht nur die Bertelsmann-Studie, sondern eine umfangreiche Forschung in den letzten Jahren mehr als ausreichend belegt.
Wir müssen dafür sorgen, dass Armut für Kinder kein Normal- oder Dauerzustand wird!
Trotzdem werden die spezifischen Bedürfnisse dieser Kinder und Jugendlichen bei der Berechnung des Existenzminimums und beim Unterhalt immer noch nicht ausreichend berücksichtigt. An dieser Situation – auch das haben viel einschlägige Untersuchungen gezeigt – wird die geplante Erhöhung des Kindergeldes und des Kinderzuschlages kaum etwas ändern. Denn ausgerechnet diese Kinder werden in der Regel eben nicht erreicht:
- Mehr als 17 Prozent der Dreijährigen wachsen in Familien auf, die von staatlicher Grundsicherung leben
- 40 Prozent der alleinerziehenden Mütter und Väter beziehen Hartz-IV
- Für mehr als die Hälfte der Kinder ist Armut ein anhaltender Normal- und Dauerzustand
- Präventive Angebote wie Früherkennungsuntersuchungen oder früher Kita-Beginn erreichen arme Kinder seltener, sie sind seltener im Sportverein oder bei der musikalischen Erziehung
- 76 Prozent der Kinder aus einkommensarmen und von Hartz-IV abhängigen Familien können nicht mal eine Woche Urlaub im Jahr machen
- 54 Prozent der armutsgefährdeten Kinder können nicht mindestens einmal im Monat ins Kino, Theater oder Konzert gehen. 14 Prozent haben kein Internet. Zehn Prozent besitzen keine ausreichende Winterkleidung. In vielen Fällen lässt das schmale Budget es nicht zu, dass Freunde nach Hause eingeladen werden.
Die Armut von Kindern darf kein Normalzustand werden!
Kinder- und Familienarmut müssen wirksamer bekämpft werden.
Dazu gehört zuallererst, dass die altersgerechten Bedarfe und eine „echte“ Teilhabe, der für Kinder notwendigen Güter und Aktivitäten allen Kindern zugestanden und gewährleistet werden – unabhängig von den individuellen und vielfältigen familiären Hintergründen.
Dafür setzt sich die Diakonie ein und entwickelt Lösungsvorschläge.