Ein kleines Licht wird zum ewigen Licht

Glauben Sie noch an Wunder? Gehört die Erfahrung von Wundern, von völlig unerwarteten Ereignissen und Entwicklungen, die sich menschlicher Fähigkeit und menschlichem Ermessen entziehen, zu Ihrem Leben? Und zu Ihrem Glauben?

Erzählungen von Wundern gehören zum Geschichtenbestand der Bibel. Zu den im Wortsinn wunderbaren Erfahrungen, die Menschen nach christlicher und jüdischer Überlieferung mit Gott gemacht haben und mit Gott machen.

Vor dem Brandenburger Tor in Berlin wird am Donnerstag (07.12.2023) das erste Licht an einem zehn Meter hohen Chanukka-Leuchter entzuendet
Vor dem Brandenburger Tor in Berlin wurde am Donnerstag (07.12.2023) das erste Licht an einem zehn Meter hohen Chanukka-Leuchter entzuendet (Foto: Feierliche Zeremonie der Entzuendung am Nachmittag durch Rabbiner Yehuda Teichtal und Bundeskanzler Olaf Scholz). © epd-Bild / Christian Ditsch

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Zwischen den Zeiten

„Zwischen den Zeiten“. Zeitenwende.

So könnte man diese Tage beschreiben, in denen wir uns gerade befinden, sowohl wenn es nach dem Weltenlauf und wenn es nach dem Lauf des Kirchenjahres geht. Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag liegen hinter uns. Das alte Kirchenjahr ist an sein Ende gekommen. Und in zwei Tagen scheint schon etwas Neues auf: Der Beginn des Kirchenjahres mit dem 1. Advent.

Eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen steht um einen großen Adventskranz herum.
Zum Abschluss des 175-jährigen Jubiläums der Diakonie überreicht Diakonie-Präsident Ulrich Lilie den traditionellen Wichern-Adventskranz an den Bundestag. Foto: Diakonie/Birte Zellentin

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Wann beginnt der Tag?

„Wie bestimmt man die Stunde, in der die Nacht endet und der Tag beginnt?“, fragt ein Rabbi seinen Schüler, erzählt eine chassidische Geschichte. Die Antwort: „Es ist dann, wenn du ins Gesicht irgendeines Menschen blicken kannst und darin deine Schwester oder deinen Bruder siehst. Bis dahin ist noch Nacht bei uns.“

Seit meiner Teilnahme bei der eindrucksvollen Kundgebung „Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus – in Solidarität und Mitgefühl“ am vergangenen Sonntag denke ich über die verbindende Kraft der Barmherzigkeit nach. Genauer, seit Rabbiner Yitshak Ehrenberg nach einer Schweigeminute für die Opfer des Massakers der Hamas einen Psalm betete, ein Kaddisch sang, ein traditionelles Gebet für die vielen Toten, und über die drei Bedeutungsebenen des Wortes Schalom zu uns sprach.

Wann werden sie freikommen? Über 200 Menschen wurden am 7. Oktober von der Hamas entführt. Foto: epd-Bild/Christian Ditsch

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Pfingstliche Orte

Sonntag feiert die Christenheit Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, der gemeinschaftsstiftenden Kraft von oben. Wie sehr wir diese Inspiration brauchen in Zeiten, in denen viele von Spaltungstendenzen und zunehmenden Ungleichheiten in den westlichen Gesellschaften sprechen!

Auch die Demokratie braucht pfingstliche Orte. Kleine und große Spielplätze des Denkens und Handelns, die den Horizont erweitern. Orte, an denen sich die Gemeinschaft der Vielfältigen immer wieder neu finden und erfinden kann, wo fremde und weniger fremde Menschen einander begegnen und entdecken, was sie bei aller Unterschiedlichkeit verbindet.

Leider – oder Gottseidank – kann man pfingstliche Orte nicht erzwingen, aber man kann versuchen, inspirationsfördernde Rahmenbedingungen zu schaffen. „Pfingstliche Orte“ weiterlesen

Steh auf!

In den kommenden Tagen feiert die Christenheit, dass Gott nicht resigniert. Komme, was wolle. Gott ist Liebe, und Liebe findet einen Weg. Davon erzählt das Osterfest. Auferstehung ist im Grunde nur ein anderes schönes Wort für „Glaube, Liebe, Hoffnung“.  Außerdem birgt Ostern eine Aufforderung: „Steh auf! Nimm dein Bett und geh!“, sagt Jesus einmal zu einem Gelähmten, der es sich in seinem Gelähmtsein ganz gut eingerichtet hatte. „Steh auf!“ weiterlesen

Besser scheitern

Mit dem Aschermittwoch hat die Passionszeit begonnen. Je länger, je mehr ist mir die Zeitrechnung des Kirchenjahres ans Herz gewachsen. Sie schiebt sich zwischen und über all die Termine, trotzt allen Krisen und zieht eine andere, verlässliche Dimension in meinen Alltag.

Zwischen die Vielfalt der Themen, mit denen wir uns zu beschäftigen haben, zwischen die geplanten und ungeplanten Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen und ihren Anliegen, verlässt sich etwas in mir darauf, dass es eine andere Tagesordnung gibt, die wir nicht machen, die termin- und themenunabhängig ist. Die trägt. „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“, sagt Jesus Christus. Der Rhythmus des Kirchenjahres erinnert daran. „Besser scheitern“ weiterlesen

Logik der Wehrlosigkeit

Stall, Krippe, Engelschöre und ein neugeborenes Kind. So kommt Gott zur Welt. So schutz- und so liebebedürftig. So beginnt seine Friedensherrschaft. Wehrlos. Was für eine Geschichte tischt uns hartgesottenen Nachrichtensehern das Lukasevangelium auf! Gott wird Mensch und beginnt eine neue verwegene Gegenerzählung zu den gewohnten Bildern und Logiken der Macht, die das menschliche Miteinander zu oft vergiften und Leben immer wieder zerstören. „Logik der Wehrlosigkeit“ weiterlesen

Alle Jahre wieder

Vier große weiße Kerzen für die Adventssonntage, 24 kleine rote für die Werktage nach dem 1. Advent und gut 20 Bünde Tannengrün, gewunden um ein Kranzgestell aus Metall, Holz und Draht. Auch in diesem Jahr haben wir den Wichern-Adventskranz wieder in der Lobby des Bundestags aufgestellt. Ein freundlicher Gruß und ein herzliches Dankeschön für die Bundestagsabgeordneten und ihre Mitarbeiter:innen. „Alle Jahre wieder“ weiterlesen

Krisenfest? Pfingsten!

Der Geist Gottes braucht keine Kirche. Das ist für Menschen, denen die Kirche so am Herzen liegt, gleichermaßen niederschmetternd wie befreiend. Wir dürfen uns Pfingsten daran erinnern, dass schlechtbesuchte Gottesdienste, nicht besetzte Pfarrstellen, sogar leere Kassen und die wachsende Zahl von Kirchenaustritten zwar eine schwere institutionelle Krise markieren, aber keine Krise des Geistes Gottes. „Krisenfest? Pfingsten!“ weiterlesen

Eine offene Gesellschaft ist kein Selbstläufer

Am 18. Juni 2022 heißt es: „Platz machen! Für die offene Gesellschaft“. Bereits zum 5. Mal lädt die „Die offene Gesellschaft“ zu einem Aktionstag ein. Es geht dabei im Kern um nicht weniger als unsere Demokratie. Für mich ist der Kampf um eine offene und gerechte Gesellschaft die zentrale gesellschaftliche Auseinandersetzung des 21. Jahrhunderts. Was wir gerade in Europa erleben müssen ist sogar ein Krieg. Die Ukraine verteidigt sich mit Waffen gegen einen russischen Angriffskrieg, aber die Menschen in der Ukraine kämpfen auch für etwas: Sie verteidigen eine offene, eine demokratische Gesellschaft.
„Eine offene Gesellschaft ist kein Selbstläufer“ weiterlesen