Es gibt seit heute etwas Neues von Diakonie Deutschland, was ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte: den Sozial-O-Mat 2017. Er soll Wählerinnen und Wähler bei ihrer Wahlentscheidung unterstützen und verdeutlichen, welche Auswirkung ihre Wahl für ihr eigenes und das Leben der anderen Menschen in unserem Land hat. Sozialpolitisch gesehen.
Dass wir mit dieser Themenwahl am Puls der Zeit sind, untermauert auch eine repräsentative Studie, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der Diakonie erhoben hat. Aus ihr geht hervor, dass rund 62 Prozent der deutschen Bevölkerung davon überzeugt sind, dass es in Deutschland sozial nicht gerecht zuginge. Die Zahl lässt sich noch zuspitzen: 24, 2 Prozent – fast ein Viertel der Menschen – halten unser Land sogar für „sehr ungerecht“, 37 Prozent für „eher ungerecht.“ Ist das nur ‚gefühlt‘ und weit entfernt von den Realitäten, wie manche meinen?
Mich überraschen diese Zahlen eigentlich nicht – sie entsprechen vielmehr dem, was ich in meiner Arbeit als Diakonie-Präsident täglich wahrnehme. In unserem reichen Land liegen „aufstrebend“ und „abgehängt“ leider oft nah beieinander. Mitunter entscheiden beispielsweise nur wenige Kilometer darüber, welche Chancen ein Kind hat, einen guten Start ins Leben zu finden. Regionale Ungleichheit ist eine Riesenherausforderung, der auch bundespolitisch begegnet werden muss. Die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zu den dramatisch unterschiedlich finanziellen Ausstattungen der Kommunen aus der letzten Woche belegt das faktenreich. Es braucht politisches Engagement, damit Deutschland sozial gerechter wird. Denn diese Ungleichgewichte haben demokratiegefährdendes Potenzial, dazu braucht es nur einen Blick auf die letzten Landtagswahlen oder die Präsidentschaftswahlen in den USA.
Anwältin der Schwachen
In den Beratungsstellen unter dem Dach der Diakonie arbeiten unsere Haupt- und Ehrenamtlichen tagtäglich mit und für Menschen, die unter den Folgen sozialer Ungleichheit leiden. Hartz IV hat viele Gesichter. Die tätige, ganz praktische Unterstützung von Menschen in Notlagen macht einen großen Anteil der sozialen Arbeit der evangelischen Kirchen aus. Einerseits. Andererseits arbeiten wir im Verband – auf Bundes- und Landesebene – politisch. Die Diakonie sucht das Gespräch mit Parlament und Regierung – als Anwältin der Schwachen. Wir benennen die Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft und setzen uns dafür ein, dass die strukturellen Ursachen der Ungleichheit beseitigt werden.
Das wird auch nach dem 24. September so sein – auch deswegen ist es wichtig zu fragen, mit welchen Konzepten zum Thema soziale Gerechtigkeit sich die Parteien zur Wahl stellen: Mit welchen sozialpolitischen Ideen bewerben sie sich für die Regierungsverantwortung? Wir haben sie gefragt.
Unser Sozial-O-Mat zeigt, für welche Position zu ausgewählten sozialen Themen die sechs Parteien, die voraussichtlich im neuen Bundestag vertreten sein werden, stehen und setzt die eigene Meinung dazu ins Verhältnis. Familie, Pflege im Alter, Armut und Flucht sind die wichtigsten sozialpolitischen Stichworte, die unsere Gesellschaft derzeit beschäftigen. Ergänzt wird der Sozial-O-Mat durch beispielhafte Geschichten, die anschaulich machen, welche Auswirkungen die verschiedenen sozialpolitischen Ansätze für die betroffenen Menschen haben.
Wählen gehen!
Nein, die Diakonie spricht keine Wahlempfehlung für oder gegen eine Partei aus. Aber wer am 24. September wählen geht, stellt auch Weichen für die Sozialpolitik bis 2021 und beeinflusst entscheidend die politische und soziale Entwicklung in unserem Land. Also, bitte mitmachen und dann – hoffentlich etwas schlauer und besser gerüstet – wählen gehen!