Gestern Abend habe ich mir den Tatort angesehen. Unfreiwillig bin ich zum Zeugen einer Enthauptung geworden, Blut und Grausamkeit in einer nicht vorstellbaren Form zur besten Sendezeit am Sonntagabend. Brutalität, die bei der Thematik Sucht nicht angemessen und notwendig war – aber offenbar Quote bringt!
Florence-Nightingale Krankenhaus in Düsseldorf – Die Hebamme Patricia Meckenstock legt den gerade geborenen Säugling mit noch blutigem Köpfchen in die Hände der erschöpften und glücklichen Mutter. Ihr kullert eine Träne der Freude die Wange herunter. Diese sehr intime und anrührende Szene wurde von unserem Fotografen Darius Ramazani für die neue Diakonie Kampagne „In der nächsten Nähe“ eingefangen. Der Spruch auf dem großformatigen Plakat lautet:
„Mein Beruf ist, Wundern auf die Welt zu helfen“.
Die Kampagne stellt das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vordergrund, die jeden Tag alles geben.
Wir haben uns aufgemacht in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Kindergärten, Beratungsstellen und Lernwerkstätten, um im realen diakonischen Leben fotografisch zu dokumentieren, was Mitarbeitende bewegt und motiviert, ihre Arbeit auszuüben.
Dabei sind sehr emotionale Bilder entstanden, die auch in den Sozialen Medien lebendig und kontrovers diskutiert werden:
„Darf man ein Plakat zeigen auf dem ein neugeborenes Kind mit blutigem Köpfchen zu sehen ist?“ „Warum hat die Mutter ein OP-Hemd an?“ „Das entspricht doch nicht der Realität.“
Ich bin überzeugt, dieses Bild, diese Situation ist richtig und angemessen eingefangen. Schön und aseptisch gestylte, für die Kamera aufgehübschte Glanzfolien – Bilder von Neugeborenen und glücklichen Müttern gibt es zuhauf. Das brauchen wir nicht nachzumachen! Unser Plakat zeigt den ersten wunderbaren Moment, in dem die Mutter ihr neu geborenes Baby unmittelbar nach der Geburt das erste Mal sieht. Und diesen intimen und einzigartigen Moment begleitet die Hebamme – mitfühlend und ganz bei dieser Mutter und ihrem Kind. Das sind die kostbaren Augenblicke, die in keiner Broschüre vorkommen, die das einzigartige der Geburtshilfe und das Engagement von Mitarbeitenden in der Diakonie zeigen. Patricia Meckenstock kommentierte die Aussagen übrigens so:
„Kinder kommen eben nicht mit gewaschenen Köpfen zur Welt. Uns war es wichtig, die Emotionen einzufangen.“
Andere Plakate unserer Berufekampagne zeigen Altenpflegerinnen beim „Stylen“ von älteren Damen im Pflegezentrum Maininsel in Schweinfurt: „Mein Beruf ist, die Würde des Menschen zu pflegen“, steht auf diesen Plakaten.
Auf einem Bild lackiert Sabrina Reuss als Pflegefachkraft die Nägel einer Bewohnerin in einem kräftigen Rot. Auf einem anderen kämmt Katharina Kötzner einer älteren Dame die Haare. Auch diese Plakate haben ganz unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Ein Blogger fragt, ob die Pflegeeinrichtungen der Diakonie jetzt Nagelstudios seien. Auch von einer kitschigen Vorstellung von Pflege wird gesprochen. Nein, auch diese Bilder entstammen realen Einrichtungen und bilden reale Situationen ab, Gott sei Dank! Natürlich hätten wir Bilder zeigen können von Stützstrümpfen und Bettpfannen, von Seniorinnen und Senioren, die am Arm der Pflegerinnen auf den Fluren laufen oder in der Ergotherapie Übungen machen. Alltägliche, auch immer wiederkehrende Situation in Pflege- und Senioreneinrichtungen. Möchten Sie so portraitiert werden? Wir wollen Selbstbestimmung und Lebensfreude abbilden und Pflegende zeigen, die dabei gerne behilflich sind.
Auch das sind Momentaufnahmen, aber für die Mitarbeiterinnen sind diese Tätigkeiten wichtig. Sabrina Reuss erzählt, wie viel Freude ihr die Maniküre der Frauen bereitet:
„Es ist eines der besten Dinge die es gibt; sie werden schön gepflegt, sie werden schön gemacht, die Haare sehen gut aus. Selbstverständlich gibt es einen Pflegemangel, aber wenn die Bewohner mich in einem kostbaren Moment des Wohlbefindens anlachen, ist alles gut.“
Die Würde der Älteren zu pflegen. Die Plakate rücken diese Motivation der unter schwierigen Rahmenbedingungen pflegenden und arbeitenden Mitarbeitenden ins Scheinwerferlicht – sie zeigen, warum sie einmal den Beruf des Pflegers oder der Hebamme gewählt haben. Diese Motivation zu zeigen und zu ehren – so zeugen wir unseren Mitarbeitenden den verdienten Respekt. So zeigen wir das Wunderbare und Menschliche, für das viele von ihnen jeden Tag alles geben.
Bei sozialen Themen verdienen es viele wichtige Fragen, in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Die schwierigen Rahmenbedingungen und unzureichende Finanzierung der Pflege, die notwenigen neuen Konzepte in der Betreuung von Demenzkranken, die oft unzureichenden Bedingungen und Kenntnisse in der Begleitung am Lebensende, mehr Bildungsangebote für Kinder, Integration und Begleitung von Menschen am Rande der Gesellschaft, Asyl, Flüchtlinge – die Liste ist viel zu lang. Alle diese Themen stehen jeden Tag auf unserer Agenda.
Mit unseren Großflächen-Kampagnen stellen wir trotzdem oder besser gesagt, gerade deshalb die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie in den Mittelpunkt, die tagtäglich ihre wunderbare Arbeit machen. Die ist oft mühsam und nicht einfach. Wir wollen zeigen, was sie motiviert jeden Morgen früh aufzustehen, zur Arbeit zu gehen und für die Menschen da zu sein, die auf sie warten. Das wollen wir mit den Plakaten zeigen. Für diese Menschen und ihre wundervollen Berufe wollen wir werben.
Diskutieren Sie mit uns und schreiben sie Ihre Meinung. Wir sind gespannt und freuen uns auf einen lebhaften Austausch.
Mehr von der Kampagne, alle Plakate, Videos mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern finden Sie auch unter www.in-der-naechsten-naehe.de.