Die Weihnachtskarte der Diakonie hat auf den ersten Blick nichts von festlicher Stimmung.
Trotzdem zeigt sie die Wunder der Weihnachtsgeschichte.
Warum, erkläre ich in der Audio-Botschaft:
Hier der Text in voller Länge zum Nachlesen:
Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Dann wird das Fest der Geburt Jesu Christi in unseren Familien und Kirchen wieder feierlich begangen. Es liegt ein besonderer Glanz auf den Bräuchen rund um Weihnachten.
Die Weihnachtskarte, die wir im Namen der Diakonie Deutschland dieses Jahr verschicken, hat auf den ersten Blick gar nichts von diesem Glanz. Wir sehen hier den Bingo-Abend in der Notunterkunft für Flüchtlinge der Berliner Stadtmission, den die Sportler des Vereins „Füchse“ regelmäßig veranstalten. Männer, Frauen, Kinder in Alltagskleidung, dicht an dicht in einfacher Umgebung. Und viele lachende Gesichter.
Der Text zum Bild: „… denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ ist ein Zitat aus der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium.
Was hat dieses Bild mit der Geburt Jesu Christi zu tun? – Für mich sehr viel!
Es steht für die Weihnachtsgeschichte: Auch Jesus kam in einer Notunterkunft zur Welt: in einem Stall. Vom politischen Machthaber verfolgt, flieht seine Familie kurz nach der Geburt mit ihm ins Ausland. Das Flüchtlingskind Jesus hat überlebt, weil seine Eltern in Ägypten Asyl gefunden haben.
In der Notunterkunft der Berliner Stadtmission weihnachtet es für mich sehr! Weihnachten feiern wir die Kraft der Liebe Gottes, die Menschen verwandeln kann: Und hier nimmt sie ganz konkret Gestalt an: Menschen, die sich nicht kennen, treffen sich in einer für sie fremden Umgebung und finden in diesem kostbaren Moment den Frieden, den sie so lange entbehren mussten. Sie lachen miteinander, obwohl ihre Lage sehr ernst ist. Sie sind Flüchtlinge – sie haben vielleicht alles verloren, was ihr Leben einmal ausgemacht hat.
Ich sehe in diesem flüchtigen Moment ein Bild voller Wunder: Liebe ist möglich, Hoffnung ist möglich, Frieden ist möglich. Darum geht es an Weihnachten. Die Krippe steht eben nicht nur unter dem Weihnachtsbaum in unseren Wohnzimmern – sondern in dieser Notunterkunft. Dass diese Notunterkunft ein Zuhause werden kann – wenigstens für Momente – hat für mich etwas mit Weihnachten zu tun. Was nur möglich ist durch das große Engagement von hunderttausenden Ehrenamtlichen, die sich neben vielen Hauptamtlichen unermüdlich für die Belange der Flüchtlinge einsetzen. Sie sind für mich in diesem Jahr das größte Geschenk, das unserer Gesellschaft gemacht wird. Wir können ihnen gar nicht oft genug danken.
Und auch viele Flüchtlinge geben das, was sie an Hilfsbereitschaft und Willkommenskultur empfangen haben, weiter an die, die gerade neu zu uns kommen. Herzlichen Dank Ihnen allen!
Weihnachten schenkt uns einen Moment der Stille, des Innehaltens. Selbstverständlich bleiben die Schwierigkeiten und gegenwärtigen Herausforderungen.
Bis die vielen neuen Menschen in unserer Mitte wirklich ankommen; bis es für uns ganz selbstverständlich geworden ist, zu der Flüchtlingsfamilie nebenan zu gehen und sie nach ein bisschen Zucker oder Salz zu fragen.
Bis wir da sind – haben wir noch viel zu tun. Wir schaffen das mit der Kraftanstrengung aller Menschen guten Willens, ehrenamtlich, und erst recht hauptamtlich, in unseren Kitas, in den Schulen, in den Jobcentern und Beratungsstellen. Mit Weggucken oder Abschotten werden wir diese humanitäre Jahrhundert-Herausforderung nicht lösen können, sondern manche Probleme eher nur verschärfen.
Arbeiten wir daran, dass die Antwort des Wirtes, es sei kein Platz in der Herberge, nicht die europäische Antwort auf die Not dieser Menschen bleibt. Wir alle können dazu einen Beitrag leisten, indem wir uns engagieren, wenn unsere Mitmenschen Hilfe brauchen. Dazu will uns die weihnachtliche Botschaft und dazu kann uns auch diese Momentaufnahme aus der Berliner Stadtmission ermutigen.
Ihnen allen wünsch ich ein gesegnetes Weihnachtsfest 2015 – voller Zuversicht, Liebe und Freude.