Gemeinsam stark: #wärmewinter

500 +. Das bekommt angezeigt, wer bei Instagram nach dem Hashtag „Wärmewinter“ sucht. Und dann – losscrollen und staunen: Beiträge von SWR Heimat finden sich neben Posts von „evangelischwuppertal“, der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein, dem Kirchenkreis Lüneburg, der Diakonie Hessen und und und. Die Aktion #wärmewinter, zu der EKD und Diakonie Deutschland im vergangenen Herbst aufgerufen haben, zeigt: Gemeinsam sind wir stark.

Logo Wärmewinter
Gemeinsam stark: Unter dem Hashtag Wärmewinter sind im ganzen Bundesgebiet Projekte gegen die Kälte entstanden. Foto: Diakonie/Lucas Seifert

Erfolgsgeschichten

Kirche und Diakonie, gerne auch im Verbund mit anderen Kooperationspartner:innen vor Ort, machen zusammen einen Unterschied: ein Erfolgsmodell mit Zukunft. Das zeigt auch die Zwischenbilanz, die wir jetzt nach sechs Monaten ziehen können. Gestern haben wir sie im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt: #wärmewinter hat tatsächlich nahezu in ganz Deutschland Erfolgsgeschichten geschrieben. Und das quasi aus dem Stand, ohne langen Planungsvorlauf.

Dank des gemeinsamen Logos „Herz mit Schal“ und des vielfach geteilten Hahstags ist das, was lokal an vielen Orten geschehen ist, auch überregional wahrgenommen worden: Wir haben zusammen in Windeseile ein weitgespanntes, vielfach geliktes Netz der Hilfsbereitschaft und Menschenfreundlichkeit in unserem Land geknüpft.

Wieviel Menschen wir mit „wärmenden Angeboten“ tatsächlich erreichen konnten, ist natürlich schwerer in Zahlen auszudrücken. Aber allein in Bremen, um nur ein Beispiel zu nennen, haben die Bremische Evangelische Kirche und die Diakonie Bremen mehr als 60 soziale Projekte unterstützt. Vom Stadtteilcafé bis zum „Co-Working-Space“ in der Evangelischen Studentengemeinde, von warmer Unterwäsche für Seeleute bis zu Personalkosten für einen Tagestreff für obdachlose Frauen – eine bunte Palette.

Es sind neue Formate entstanden, wie die telefonische Energie-Beratung der Diakonie München. Andere bereits etablierte Angebote haben unter dem Dach von #wärmewinter neue Impulse erhalten. Und dazu kommen die ungezählten Angebote gegen Kälte – auch die Sozialberatungen, die einfach weiter ihre Arbeit gemacht haben, ohne sich dem Hashtag anzuschließen. Auch sie gehören zum kirchlich-diakonischen Team, strahlen aus, verbessern das Klima im gesellschaftlichen Miteinander.

#wärmewinter – läuft!

Die Aktion Wärmewinter wurde eng begleitet von der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi). Dort entstanden Handlungsempfehlungen für Kirchengemeinden. In drei digitalen #wärmewinter-Werkstätten mit insgesamt rund 200 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden gemeinsam Ideen entwickelt und direkt in die Praxis umgesetzt.

Zwei Millionen Menschen haben wir über Social Media erreicht und bundesweit mehr als 800 Beiträge in Print, TV und Radio gezählt. Wer unsere Aktionsseite www.diakonie.de/waermewinter verfolgt hat, konnte über die Monate miterleben, mit wie viel Kreativität und Ideenreichtum Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen den Wärmewinter umgesetzt haben. Täglich gab es neue Posts und Bilder von Angeboten. So viel Professionalität und Menschlichkeit wurde sichtbar.

Auch die Tipps und Materialien für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf der Aktionsseite wurden gut angenommen. Ein laufend aktualisiertes FAQ sammelt die wichtigsten Fragen zu Inflation und staatlicher Unterstützung und hilft den Ehrenamtlichen in den Gemeinden, erste Fragen der #wärmewinter-Gäste selbst zu beantworten oder sie gezielt an die nächste Beratungsstelle der Diakonie zu verweisen.

Caring Community: Die Wärmewinter-Aktion in Herten im Kirchenkreis Recklinghausen (NRW). Foto: Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen.

Caring Community

Insgesamt stand und steht die Aktion #wärmewinter natürlich unter der fachlichen Überschrift „Sozialraumorientierung“. Ist „die Kommune der Ernstfall der Demokratie“ (Johannes Rau), so sind die Nachbarschaft, der Kiez, das Quartier der Ernstfall von Kirche und Diakonie. Wie Menschen Kirche und Diakonie vor ihrer Haustür, in ihrem Alltag erleben, ist entscheidend.

Sozialraumorientiert bedeutet, dass sich Kirchengemeinden, lokale Diakonie sowie andere Partner:innen in der Nachbarschaft verbünden und gemeinsam Projekte mit den Menschen vor Ort entwickeln, deren Perspektiven und Bedarfe im Mittelpunkt stehen. Immer mit dem Ziel, wirksam zu unterstützen und zu begleiten. Menschlich und professionell – als anteilnehmende und sorgende Gemeinschaft, als „caring community“ eben.

Im Wärmewinter bedeutete das, warme Mahlzeiten und Energieberatung, aber eben auch Aufklärung über staatliche Unterstützungsansprüche oder Hilfe bei der Antragstellung. Und sehr oft war es einfach nur Kontakt. Einsamkeit ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft, auch in diesem besonderen Winter. Und Wärme hat viele Facetten.

Kirche der Zukunft

Nach den Erfahrungen dieses Winters bin ich noch einmal mehr davon überzeugt: Wenn es gelingt, dass Diakonie und Kirche gemeinsam mit Kooperationspartnern vor Ort im Interesse der Menschen aktiv werden, dann ist das auch ein interessantes Modell für unsere Aufgaben als Kirche in einer sich weiter säkularisierenden und weltanschaulich ausdifferenzierenden Gesellschaft: für das Wohl der Menschen und für mehr Zusammenhalt – ohne Ansehen der Person.

Auch so wird der menschenfreundliche Gott in unseren Städten und Dörfern erfahrbar. Und vielleicht wecken Erfahrungen, die Not wenden, und herzliche Begegnungen auf Augenhöhe auch ein neues Interesse am geistlichen Kern des Engagements oder am gottesdienstlichen Leben. Die Bilanz der vergangenen Monate ermutigt jedenfalls zum Weitermachen.

Auch wenn mit den steigenden Temperaturen der Bedarf nach „wärmenden Orten“ abnehmen wird, gehen viele Angebote, die unter dem Motto Wärmewinter standen, weiter. Denn die Sorgen werden nicht weniger. Aus unserer aktuellen Umfrage in der Schuldnerberatung wissen wir, dass der Beratungsbedarf alarmierend gestiegen ist und es für viele Menschen finanziell erst richtig eng werden wird, wenn die Jahresendabrechnung der Energieversorger kommt.

Gemeinsinn stärken

Hier sind die professionelle Sozialarbeit und Sozialberatung weiter gefragt. Dass sie auf verlässliche Finanzierung angewiesen sind, sei – an die Politik gerichtet – auch noch einmal betont. Denn der #wärmewinter hat leider auch gezeigt, dass zu viele Menschen ihre Rechte gar nicht kennen und ohne professionelle Beratung bereits bei der Antragstellung scheitern.

Eine Neuauflage der Aktion #wärmewinter 2023/24 lohnt sich. Sie ist eine Investition in den Gemeinsinn – und davon profitieren wir alle.

Herzlichen Dank an alle, die sich so großartig einsetzen!