„Es gibt drei wichtige Regeln beim Filmemachen: Du sollst nicht langweilen., du sollst nicht langweilen, und: Du sollst nicht langweilen!“ Mit dieser Maxime wurde der als junger Reporter vor den Nazis über Frankreich in die USA geflohene Samuel „Billy“ Wilder (1906–2002) zu einem der Filmemacher in der Geschichte Hollywoods. Und sein Motto stand in dieser Woche über dem Bundeskongress Kommunikation der Diakonie: Du sollst nicht langweilen!
Kreativität und Können
Natürlich geht es nicht um Hollywoodglamour, um rote Teppiche oder gewaltige Etats. Es geht um die erfrischende Idee, den neuen Blick, den überraschenden Einfall. Es geht um Spaß an der Kreativität und ums Können – beides formt ja jede Art der Professionalität, nicht nur in den Kommunikationsabteilungen, auch in den anderen Arbeitsfeldern der Diakonie.
Und natürlich geht es auch darum, den Humor bitte nicht zu verlieren. Das hat noch einen positiven Effekt: Informationen, die unterhaltend sind, werden neun Mal schneller an- und aufgenommen. Wilder war ein Meister der Unterhaltung.
Wichtige Menschen
Mein Terminkalender hat es diesmal leider nicht erlaubt, bei diesem pointiert überschriebenen Netzwerktreffen in Kassel vorbeizuschauen. Das ist schade, denn die öffentliche Wahrnehmung der sozialpolitischen Arbeit der Diakonie, auch meiner Arbeit, steht und fällt mit der Art, wie wir als Diakonie diese Arbeit kommunizieren. In Kassel haben sich also wichtige Menschen versammelt.
Mittlerweile dürfte jedem Vorstand, jeder Führungskraft klar sein, dass gute oder schlechte Nachrichten über die Diakonie stets auf alle Träger und Einrichtungen zurückwirken. Von außen betrachtet sind wir längst ein Netzwerk mit unbeschränkter öffentlicher Gesamthaftung, da bietet es sich mehr als an, untereinander gut vernetzt zu sein. Und in Zeiten beständiger Echtzeitkommunikation ist es nahezu gleichgültig, wie entlegen der Ort des Geschehens ist.
Gemeinsam Marke sein
So gesehen, sind wir alle „die Diakonie“: ob im Kirchenkreis oder als Gesundheitskonzern, und wir entscheiden jeden Tag, ob und wie wir gemeinsam daran arbeiten, unsere Marke noch wirksamer in der Öffentlichkeit positiv zu verankern.
Was für einen starken Auftritt könnten wir haben, wenn wir in diesem Geist bei einigen Themen noch abgestimmter handelten, Ressourcen und Möglichkeiten zusammenlegen und so kampagnenfähiger würden!
Kronenkreuz und unsere Farben Violett und Cyan können helfen bundeseinheitlich sichtbar und bekannt zu machen, wo wir z.B. gute Kooperations-Partner:innen beim Gestalten lebenswerter Nachbarschaften sind.
Kampagnen mit Pfiff
Wo es uns gelingt, kohärenter, besser orchestriert und gerne noch pfiffiger unsere Themen und Positionen in die Diskurse einzuspeisen, ist sehr viel möglich: Die Unerhört!-Kampagne zum Beispiel hat in den vergangen Jahren deutlich dazu beigetragen. Gerade dank des verstärkenden Echos und der vielfältigen Aufnahme im Verband. Herzlichen Dank dafür an alle kreativen und kooperativen Mitspieler:innen.
Ich setze große Hoffnungen auf unsere Jubiläumskampagne zu 175 Jahre Diakonie, die wir seit gut einem Jahr gemeinsam mit vielen im Verband vorbereiten, und die im November an den Start gehen wird. Wieder wollen wir nicht langweilen, wir wollen Gefühle und Gedanken in Bewegung setzen, vielfältige Beteiligung ausdrücklich ermöglichen und dazu beitragen, Diakonie und ihre wichtige innovative Rolle für unsere Gemeinwesen in Umbruchzeiten neu zu profilieren.
Mut und Humor
Es gehört manchmal Mut dazu, unsere Positionen zu vertreten. Nicht selten werden sie kontrovers diskutiert oder in den Sozialen Medien so manches Mal auch beleidigend diffamiert. Aber wer Mut und Humor für die Öffentlichkeitsarbeit nutzt, wird Gehör finden und mit seinen guten Botschaften im Gedächtnis bleiben.
135 Presse- und Öffentlichkeitsverantwortliche aus dem Gesamtverband der Diakonie haben sich in der vergangenen Woche in Kassel dazu ausgetauscht. Seit 2020 konnte der Kongress coronabedingt nur digital stattfinden. Was übrigens alles andere als langweilig war und eine weitere wertvolle Ergänzung und Erweiterung der Kommunikationsstandards in der Diakonie gewesen ist: ein digitaler Innovationsschub für unsere Arbeit. Auch hier darf es noch ein bisschen mehr sein.
Hybride Formen, neues Denken
Die persönliche Begegnung mit Kolleg:innen aus den unterschiedlichen Gewerken und Feldern der Diakonie ist allerdings durch nichts zu ersetzen – auch wenn heute niemand mehr auf die digitalen Formate verzichten möchte.
Ich bin sicher, dass das neue Neben- und Ineinander von digitaler und analoger Kommunikation die Verbandsarbeit wie unser Denken und Handeln vor Ort weiter vitalisieren wird. Welche neuen hybriden Formen der Zusammenarbeit können sich da noch ergeben, welche neuen Partnerschaften, digitale Co -Kreationsräume können entstehen? Du sollst nicht langweilen.
Gleichgültigkeit verhindern
Die Vermeidung von Langeweile ist aber nicht mit einer Missachtung der Muße oder des Nichtstuns zu verwechseln. Beide sind unverzichtbar zur Regenerierung, für Kreativität und für Lebensfreude. Und: „Gut Ding will Weile haben“, bleibt ein kluger Satz, er sei den allzu Atemlosen und Ungeduldigen in Erinnerung gerufen. Gute Abstimmung erfordert in einem komplexen Verband (hoffentlich unterhaltsame) Kommunikation, Umsicht und Zeit.
Aber wenn Menschen sich dauerhaft langweilen, verödet das Leben – innen und außen. Langeweile ist eine enge Verwandte der Gleichgültigkeit. Und Gleichgültigkeit ist immer ein Feind des Lebens. Billy Wilder hätte das sicher unterschrieben.