Manchmal heißt Liebe, ein Start-up zu gründen, Bundestagsdebatten zu kommentieren, Oppositionsführer zu kritisieren, mit einer Ministerin über die Rolle von Nachhaltigkeit in den Sozialgesetzbüchern zu sprechen; oder Einrichtungen zu besuchen, Betroffenen zuzuhören und sich auf politischer Ebene für mehr Anerkennung sozialer Berufe einzusetzen: Liebe im Alltag der Diakonie hat sehr viele unterschiedliche Facetten. Ist zupackend und zuhörend, geduldig und auch mal ungeduldig und immer der Kompass unserer Arbeit.
Sie orientiert – wo es gut geht – leidenschaftlich die vielfältigen diakonischen Kompetenzen: am Pflegebett, im Kindergarten, in der Unternehmensführung oder bei der anwaltschaftlichen Arbeit. Seit den Anfängen der modernen Diakonie im 19. Jahrhundert ist das so. Liebe ist der Markenkern unserer Arbeit, und darum steht unsere Jubiläumskampagne zu 175 Jahre Diakonie unter dem Motto #ausLiebe.
Startschuss gefallen
Während der EKD-Synode in Magdeburg haben wir die Kampagne Anfang der Woche vorgestellt: Die Kampagnenwebseite ausliebe.diakonie.de mit dem Kampagnenfilm und dem Zugang zu den Materialien sind online, auf Social Media ist der Startschuss gefallen – und die allerersten Plakate im markanten Diakonieviolett sind auch „draußen“.
In Magdeburg wurden nicht nur die Delegierten der EKD-Synode im Hauptbahnhof mit einem großen Banner begrüßt, auf Videoscreens laufen die ersten drei animierten Motive und auch in Berlin sind die ersten Plakate zu sehen.
Keine Retro-Veranstaltung
Es geht also los. Und ich bin gespannt, wie die diakonischen Verbände, Unternehmen und Einrichtungen unser Jubiläum in ihren Häusern aufnehmen und gestalten werden: #ausLiebe darf und muss und wird ja in den Regionen Gestalt annehmen. Umso mehr, als unser Jubiläum alles andere als eine Retro-Veranstaltung werden soll.
Natürlich werden wir uns mit unserer wechselvollen Geschichte befassen. Es wird Zeiten und Orte der Erinnerung und des Gedenkens geben: etwa eine Expertentagung in Bielefeld-Bethel unter der Überschrift „Ordnung und Freiheit. Ambivalenzen in der Geschichte der Diakonie“. Und am 22.9. 2023, dem 175. Jahrestag der berühmten Stegreifrede Johann Hinrich Wicherns vor dem Kirchentag in Wittenberg, werden wir zu einem zentralen Festakt nach Berlin einladen.
Geist der Diakonie
Doch der Gesamtkurs unserer Jubiläumsreise ist nach vorne gerichtet: Es geht um unsere Gegenwart und Zukunft, um die Frage, wie wollen wir – wieder in einer „Zeitenwende“ – im 21. Jahrhundert Diakonie sein? Auch diese Frage gehört zum Geist der Diakonie, der uns mit den Gründervätern und -müttern des 19. Jahrhunderts verbindet.
Dieser „Spirit“ entzündet sich an der Frage, die sich jede Generation der Diakonie neu stellt: Wie können wir heute unseren Beitrag für eine menschenfreundliche Gesellschaft leisten, die allen gerechte Teilhabe ermöglicht und Wertschätzung lebt?
In diese Richtung zielen auch die doppeldeutigen Slogans und bildstarken Motive der Kampagne – nah am Menschen und den Fragen der Zeit. Sie umspielen den Hashtag #ausLiebe, richten das Augenmerk auf soziale Themen und drängende Probleme und stellen die Menschen in den Mittelpunkt, für die die Diakonie sich stark macht:
Einkommensarme, Alte, Kranke, Familien, Wohnungslose, Geflüchtete und viele andere, die sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt sehen, und die wir in der Diakonie dabei unterstützen, ein Leben nach ihren Vorstellungen zu leben.
Perspektive wechseln
Über die Perspektiven gerade dieser Menschen in einer sich grundlegend verändernden (Welt-)Gesellschaft wollen wir mit der Kampagne ins Gespräch kommen, im Verband, aber auch darüber hinaus: Was kann die Diakonie da leisten in unserer Gesellschaft? Wo müssen wir uns ändern, um Diakonie zu bleiben? Und wo sollten wir uns auf gar keinen Fall verändern?
Wer sind unser Kooperationspartner:innen in und außerhalb der Kirchen? Mit wem können wir zusammenarbeiten, in dem Bemühen, unsere freie, vielfältige Gesellschaft auch unter den Bedingungen des Klimawandels menschenfreundlich und sozial gerecht zu gestalten? Aus Liebe eben.
Impulsgeber:innen gesucht
Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg wird ein Ort sein, um mit vielen ins Gespräch zu kommen, und am Ende des Jahres – mir sehr wichtig – wird ein Zukunftskongress im November 2023 hoffentlich interessante Impulse setzen, die weit über das Jubiläumsjahr hinauswirken dürfen.
Ich hoffe, Sie diskutieren auch mit! Halten Sie bitte die Augen auf, fragen Sie nach, wie und wo 175 Jahre Diakonie in Ihrer Region konkret werden. Ich bin zuversichtlich, dass die Jubiläumskampagne die Dynamik der „Unerhört!“-Kampagne weiterführen wird: #ausLiebe.