Zusammenhalt in „Corona-Times“

Soziale Distanz ist das Mittel der Wahl, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Unsere Gesellschaften stehen still. Ganz Europa bleibt zuhause. Ganz Europa? Natürlich nicht.

Soziale Distanz halten: In Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen sind Besuche stark reglementiert.  © Tim Wegner/epd-Bild.

 

Damit die Gesellschaften im Ausnahmezustand Pandemie weiter funktionieren, sind ungezählte Männer und Frauen, Haupt- und Ehrenamtliche, auch in den Einrichtungen der freien Wohlfahrt rund um die Uhr im Einsatz. Ihnen kann man nicht genug danken.

Höchste Wertschätzung

Was sie jetzt und in den kommenden Wochen und Monaten noch leisten werden, ist nicht zu ersetzen. Sie verdienen höchste Wertschätzung, und sie brauchen unser aller Unterstützung. Denn ohne sie wird es nicht gehen.

Unser Land braucht ihre Professionalität, ihre Menschenfreundlichkeit, ihren Mut und ihr übergroßes Engagement. Unser Land braucht außerdem die Geduld ihrer Freunde und Angehörigen, die aushalten müssen, dass sie in den kommenden Wochen und Monaten wenig für sie da sein werden. Wir gehören zusammen.

Ob Ärztin oder Pflegekraft, ob Rettungssanitäter oder Reinigungsheldin. Sie machen Überstunden, gleichen krankheitsbedingte Lücken aus, sorgen für Hygiene, dafür, dass Dienstpläne irgendwie weiterfunktionieren.

Sie desinfizieren, retten Leben, pflegen, lindern Schmerzen, trösten, erklären, warum die externe Physiotherapeutin nicht mehr kommen darf. Und nur einmal in der Woche Besuch.

Care- und Kurzarbeit

Ob Notfallkrankenhaus, Altenpflege oder Rehaklinik: Care-Arbeit, übrigens überwiegend in der Hand von Frauen, kennt kein Homeoffice. Nie. Und Kurzarbeit kommt für viele Bereiche des Gesundheitssystems schlicht nicht in Frage. Kitas und Schulen kann man schließen, Krankenhäuser nicht.

Die Not von Menschen kann nicht einfach aufgeschoben werden, obwohl sie in diesen Zeiten anders gewichtet wird. Der Virus drängt sich dazwischen. Unsere Kolleginnen und Kollegen steuern dagegen so gut es geht.

Wohlfahrt in Corona-Times

Das ist eine Herausforderung der freien Wohlfahrt in „Corona-Times“. Eine andere ist in der Öffentlichkeit unsichtbarer: Wie gehen Rehakliniken mit ihren laufenden Kosten um, wenn geplante Kuren im großen Stil abgesagt werden? Was machen Bildungsträger, wenn Tagungen ausfallen, aber Honorare doch fließen müssen? Was ist mit den Gehältern der Erzieherinnen, die auch in Zeiten leerer Kitas gezahlt werden müssen?

Solche und andere Fragen beschäftigen auch die Träger der freien Wohlfahrt, nicht nur die Unternehmen der Privatwirtschaft.
Auch darum haben wir auf institutioneller Ebene des Dachverbandes eine Task Force gegründet: in der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (BAGfW).

Im Ausnahmezustand

Der BAGfW gehören das Deutsches Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland sowie Caritas und Diakonie Deutschland an.

Gemeinsam wollen wir daran arbeiten, dass unser Land auch im Ausnahmezustand funktioniert, dass das System der Wohlfahrt keinen dauerhaften Schaden nimmt, und dass die Menschen, die in unseren Häusern für das Gemeinwohl arbeiten, die bestmöglichen Bedingungen haben.

Kreative Netzwerke

Denn ohne Menschen, die nicht aufhören, für andere dazu sein, funktioniert kein Gemeinwesen. Das gilt für uns alle. Und mich begeistert, an wie vielen Orten ich derzeit wahrnehme, wie sich spontane, sehr kreative Netzwerke der Hilfsbereitschaft bilden.

In den vergangenen Tagen haben mir auch die Bilder aus Italien gutgetan: die Menschen in Quarantäne, die von ihren Balkonen herab miteinander singen und musizieren. Um einander Mut zu machen, um Freude zu teilen und um die Helfenden zu beschenken. Dann ist soziale Distanz in jedem Fall besser zu ertragen.

Bitte, achten Sie aufeinander. Und bleiben Sie behütet.