Solidarität und Mitgefühl

Wir sehen uns am Sonntag, 14 Uhr, am Brandenburger Tor zur Demo. Um ein klares Zeichen der Solidarität zu setzen. Mit den Menschen in Israel, die durch den terroristischen Angriff der Hamas, Familienangehörige, Nachbarn und Freunde verloren haben und um ihre als Geiseln verschleppten Angehörigen bangen. Mit den jüdischen Geschwistern bei uns in Deutschland, die mit wachsender Angst und Sorge mit ansehen, wie der Antisemitismus sich lautstark auch auf unseren Straßen Bahn bricht.

Solidaritätskundgebung für Israel auf dem Bonner Marktplatz am 15. Oktober 2023. Foto:

Der abscheuliche Akt sinnloser Gewalt der islamistischen Hamas ist ein schrecklicher Zivilisationsbruch und darf nicht unwidersprochen bleiben. Viele von uns in evangelischer Kirche und Diakonie haben selbst Bekannte und Freund:innen in Israel und Palästina. Wir sind in Gedanken und Gebeten bei den Menschen, die in diesen Tagen unermessliches Leid erfahren, die um Tote trauern und um Freunde, Bekannte und Nachbarn bangen.

Nie wieder!

Wir verurteilen antisemitische und antiisraelische Kundgebungen in Deutschland. Es ist zutiefst beschämend und nicht zu ertragen, dass Antisemiten wieder in Berlin Häuser und Wohnungen jüdischer Mitbürger:innen mit Davidsternen beschmieren. „Nie wieder!“, wie oft beschwören wir, dass nie wieder Menschen in Deutschland Opfer von antisemitischer Hetze, Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt werden dürfen. Und in diesen Tagen geschieht es direkt vor unseren Augen.

Ich bin dankbar für den persönlichen und fachlichen Austausch, für die Freundschaft, die uns mit unserer jüdischen Partnerorganisation, der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, verbindet. Es ist ein Geschenk, dass sich nach der Shoah wieder lebendiges jüdisches Leben in unserem Land entwickeln konnte, in der Wohlfahrtspflege genauso wie im Gemeindeleben oder in der Bildungsarbeit. Dass wir gemeinsam erinnern, arbeiten, beten und feiern können, ist nicht weniger als ein Wunder.

Darum versteht sich von selbst, dass wir in Zeiten der Bedrängnis den jüdischen Geschwistern beistehen. Wir tun das übrigens auch für uns. Denn dort, wo Minderheiten bedroht werden, wo Menschen aufgrund ihrer Religion oder der Sprache, die sie sprechen, um ihre Sicherheit fürchten müssen, wo die Menschenrechte nicht für alle gelten, nimmt die ganze Gesellschaft, auch die Mehrheitsgesellschaft, unwiederbringlich Schaden.

Gegen Antisemitismus

Demonstrieren allein reicht aber nicht. Wir dürfen gerade in einer großen Organisation wie der Diakonie nicht nachlassen, uns aktiv gegen Antisemitismus zu engagieren. Wir werden dabei nicht vergessen, dass der Antisemitismus jahrhundertealte christliche Wurzeln hat, die in judenfeindlichem Denken und Verschwörungserzählungen nach wie vor wirksam sind.

Ich bin überzeugt, dass unsere fachliche Arbeit für die Stärkung der Demokratie und gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit notwendig bleibt. „Immer-wieder-Arbeit“, leider. Ein Blick in die Projektwerkstatt bietet der Kooperationsverbund evangelischer Demokratieprojekte: https://demokratie-evangelisch.de/kooperationsverbund-evangelischer-demokratieprojekte/ueber-uns/

Vision des Friedens

Nein, Demonstrieren allein reicht nicht, setzt aber ein wichtiges, ein öffentliches Zeichen. Für mich ist es ein Zeichen der Hoffnung darauf, dass Frieden möglich ist. Bei uns und im Heiligen Land. „Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder und Schwestern einträchtig beieinander wohnen!“, dieses biblische Bild aus Psalm 133 verbindet Juden und Christen – und nicht nur sie. Es birgt eine größere Vision des Friedens. Gemeinsam wollen wir daran arbeiten, dass es nicht nur prophetische Vision, sondern erfahrbare Wirklichkeit wird.

Darum: Wir sehen uns am Sonntag, 14 Uhr, am Brandenburger Tor zur Demo „Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus – in Solidarität und Mitgefühl mit Israel“.