„I Bims 1 Pflegekraft vong Herzen her“. Weiße Schrift auf schwarzem Grund. Sie fragen sich, was das heißen soll? Na, das ist „Jugendsprech“ für „Ich bin von ganzem Herzen/leidenschaftlich gern Pflegekraft“. Das so beschriftete Shirt ist in diesem Jahr eines unserer „Give aways“ zum Aktionstag Pflege am 12. Mai.
Bei den Aktionen in dieser Woche, an deren Ende der Internationale Tag der Pflege steht, wollen wir zukünftige Kolleginnen und Kollegen für die herausfordernde und erfüllende Arbeit in Altenheim, Krankenhaus oder ambulanter Pflege interessieren. Wir wollen nicht nur auf den Pflegenotstand aufmerksam machen, sondern zugleich zeigen, dass die Diakonie schon heute eine attraktive Arbeitgeberin ist. Wir wollen aktiv zugehen auf die jungen Männer und Frauen, die derzeit überlegen, wie und wo sie ihre berufliche Laufbahn beginnen können. Und wir wollen die Menschen, die schon in der Pflege tätig sind, darauf aufmerksam machen, dass wir als drittgrößte Arbeitgeberin Deutschlands einiges zu bieten haben.
Deshalb laden die Diakonie Deutschland und der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) auch in diesem Jahr alle Pflegeheime, ambulanten Pflegedienste und Pflegeschulen der Diakonie ein, diesen Aktionstag mit zu gestalten. Das Ziel: Mitarbeitende für die Pflege zu gewinnen. Unser Motto: „Wir suchen die Guten! – Komm ins Team Diakonie!“
Land auf Land ab sind Aktionen und Veranstaltungen geplant. Die Ideen auf der Aktionshomepage reichen vom Berufekino, über Quereinsteigertests bis zum Bewerbungsspeeddating. Mögliche Interessentinnen und Interessenten können ihre Bewerbungsmappen gleich mitbringen. Besonders spannend fürs erfolgreiche „Menschenfinden“ scheint mir auch der Diakonie-Kanal bei Talentry zu sein, über den Mitarbeitende der Diakonie ihren Freunden und Bekannten digital empfehlen können, sich bei der Diakonie zu bewerben. Das bringt viel weitere Reichweiten als das übliche Empfehlen.
Aktionstag Pflege und Recruiting
Ich selber werde ganz analog als „Hospitant“ einen Pflegerundgang im Seniorenzentrum des Evangelischen Vereins für Innere Mission EVIM im hessischen Mainz-Kosheim begleiten, mit den Mitarbeitenden sprechen und auch mit Vertretern der lokalen Politik. Die Kommunen müssen in der Versorgung der alternden Bevölkerung wieder eine zentrale Rolle spielen – auch das verändert die Qualität der Pflege und ihre Berufe.
Die Probleme des Pflegenotstands, auf den die Diakonie seit Jahren hinweist, sind endlich auch in der bundespolitischen Debatte vernehmbarer geworden: Ich spiele auf die berühmten 8.000 neuen Stellen an, die im Koalitionsvertrag versprochen wurden. Eine rein symbolische Zahl, denn tatsächlich fehlen ja zehntausende Pflegekräfte. Allein im vergangenen Jahr, so die Zahlen des Gesundheitsministeriums, waren im Durchschnitt 36.000 Stellen nicht zu besetzen. Konkret heißt das: Es gibt Regionen Deutschlands, in denen Pflegeeinrichtungen keine neuen Bewohnerinnen und Bewohner aufnehmen können, weil sie schlicht kein Personal mehr finden. Was bringt also die Verheißung neuer Stellen, wenn sie nicht besetzt werden können? Was Arbeitgeber von der Politik brauchen, sind konkrete Hilfen bei der Rekrutierung, auch bei der Anwerbung von internationalen Fachkräften: einfachere Anerkennungsprozesse für Berufsabschlüsse auch aus Drittstaaten, Fördermittel für Integrationscoaches und Rekrutierungsprojekte, Gütesiegel für Personalvermittler und und und. Auch darauf wollen wir mit unserer bundesweiten Großaktion zum Recruiting aufmerksam machen.
Finanzierung der Pflege
Außerdem steht der Aktionstag Pflege auch für weitergehende Forderungen, die wir an den Gesetzgeber haben: Es braucht verlässlich finanzierte Rahmenbedingungen, die diesem verantwortungsvollen Beruf und seinen Anforderungen tatsächlich gerecht werden. Ja, das kostet Geld – es geht aber auch um die Wertschätzung der Mitarbeitenden durch gute Bezahlung u n d die Würde der zu Pflegenden, unserer Eltern und Großeltern. Wir sind gefragt, was uns unsere Eltern und Großeltern wert sind, wie ernst es uns mit dem vierten Gebot wirklich ist. Das hat auch etwas mit der Frage zu tun, wofür wir Geld ausgeben und wofür eben nicht. Es führt kein Weg daran vorbei, in den Pflegesätzen mehr Personal anzuerkennen und das auch zu finanzieren. Es geht um angemessene, faire Bezahlung, um verlässliche Arbeitszeiten, aber auch darum, Weiterbildung und Personalmaßnahmen zur psychischen und körperlichen Entlastung und Prävention verlässlich zu ermöglichen.
Pflege wird noch wichtiger, als sie heute schon ist, denn Deutschland wird immer älter. Wir auch. Das Thema geht uns wirklich alle an. Nur ein paar Zahlen: Während 2013 etwa 4,4 Millionen Menschen 80 Jahre und älter waren, werden es 2050 – so schätzen es Experten – fast 10 Millionen sein. Und natürlich steigt mit dem Alter auch das Risiko, pflegebedürftig zu werden. Im Dezember 2015 waren in Deutschland 2,86 Millionen Menschen pflegebedürftig. 234.000 Menschen mehr als 2013. 2030, also in zwölf Jahren, sollen es 3,4 Millionen sein – Tendenz steigend. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir brauchen Pflegekräfte, die mit Leidenschaft und unter guten Rahmenbedingungen ihrem wunderbaren Beruf nachgehen können. Jetzt.