Vielleicht haben Sie sie schon bemerkt? Die Diakonieplakate mit dem Slogan: „In der Nächsten Nähe“? In ganz Deutschland können Sie ihnen derzeit begegnen: Der Hebamme mit dem noch blutigen Neugeborenen; der alten Dame, deren schlohweißes Haar von einer Altenpflegerin gekämmt wird, oder der Sozialarbeiterin im Gespräch mit einer Gruppe junger Männer und Frauen, Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak.
Das Besondere an diesen Plakaten ist, dass sie tatsächlich den Arbeitsalltag der Diakonie abbilden. Es sind keine gestellten Werbebilder, sondern Reportagefotografien aus dem wirklich gelebten Leben.
Das Motiv aus der Flüchtlingshilfe zum Beispiel stammt aus einer Beratungsstelle in Gelsenkirchen. Es zeigt Integrationsalltag: Den 16-jährigen Nasir etwa, der inzwischen ein Gymnasium besucht, die 43jährige Bauingenieurin Amal Kaj, ein jesidisches Paar aus dem Irak, die gerade erfahren mussten, dass sie ihre Eltern nicht nachkommen lassen können. Solche und ähnliche Begegnungen ereignen sich tagtäglich überall in Deutschland. Allein unter dem Dach der Diakonie finden sich hunderte Beratungsstellen dieser Art, die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft unterstützen.
Wie würde es die Debatte rund um die sogenannte Flüchtlingskrise verändern, wenn sich die Nachrichten über diese großartige Integrationsarbeit der kleinen Schritte in den sozialen Netzwerken auch wie Lauffeuer verbreiten würden? Wenn stille Helden wie die Sozialarbeiterin in Gelsenkirchen ein lautstarkes Echo hätten? Dazu kann unser Diakonieplakat beitragen. Seine Botschaft lautet: Integration ist möglich. Sie braucht gesprächsbereite Menschen auf beiden Seiten. Sie geschieht schon jetzt, tagtäglich, mitten unter uns.
Unser Plakat setzt der Wahrnehmung, dass die schlechten Nachrichten rund um die Flüchtlinge überwiegen, ein „Ist das so?“ entgegen. Dabei geht es nicht um Schönrednerei. Niemand darf Ereignisse wie in der Silvesternacht verharmlosen. Doch die vorauseilenden Ängste, die rund um die überhitzten Debatten auflodern, dürfen nicht weiter geschürt werden. Es muss vielmehr gelingen, die Angst vor Terror und Gewaltkriminalität von den Problemen der Flüchtlinge zu unterscheiden. Es muss und kann gelingen, gemeinsam mit den Neuankömmlingen zu einem neuen Wir zu finden – mit Respekt, auf dem Boden des Grundgesetzes und der deutschen Sprache.
Noch einmal zu dem Plakat: Unser Flüchtlingsmotiv wird ausschließlich auf Plakatwänden, nicht aber als City-Light in beleuchteten Ausstellungsflächen hinter Glas erscheinen. Warum? Der Plakatierer fürchtet Vandalismus gegen die teuren Installationen. Dass solche Ängste gegenstandslos werden – auch dafür steht unser Plakat. 2016 soll das Jahr der Integration werden. Für uns alle. Denn wir brauchen dieses neue Wir. In Europa, aber auch in Deutschland. In der Diakonie arbeiten wir tagtäglich daran.