Reformation sozial – ein europäisches Projekt

Auch in Polen wird in diesem Jahr das Jubiläum zur Reformation gefeiert. Die polnischen Protestanten sind zwar eine Minderheit in unserem mehrheitlich römisch-katholischen Nachbarland, aber heute beginnen in Warschau die zentralen Feierlichkeiten unter der Überschrift „Gott – Freiheit – Welt“.

Schlüsselanhänger mit dem Motiv von Martin Luther zur Reformation
Schlüsselanhänger mit dem Motiv von Martin Luther zur Reformation (© Jan Byrt)

Das Programm ist weitgefächert: eine wissenschaftliche Fachtagung, Konzerte, Ausstellungen, Workshops, ein Jugendprogramm, ein Empfang beim Botschafter der Bundesrepublik und natürlich Festgottesdienste. Ich werde Samstag dabei sein können und freue mich auf die Horizonterweiterung. „Reformation sozial – ein europäisches Projekt“ weiterlesen

Ökumene sozial

Sie sind Geschwister, wenn nicht sogar Zwillinge – die Katholische Soziallehre und die sozialdiakonischen Folgen der Reformation.  Das habe ich gestern in meinem Grußwort zum Auftakt der 17. Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes in Magdeburg  gesagt.

Herkulesaufgabe Strukturwandel: Auch hier arbeiten Diakonie und Caritas mit ihren Kirchen an Konzepten. ©n0core CC 2.0 via

Ich halte es in unserer sowohl säkulareren als auch multireligiöseren Gesellschaft für selbstverständlich und zunehmend unverzichtbar, dass Caritas und Diakonie auch über zu akzeptierende Verbandsgrenzen hinweg öffentlich hörbar mit einer Stimme sprechen: Ökumene sozial – im Interesse der Menschen in Notlagen und an ihrer Seite, für eine moderne Gesellschaft, in der Nächstenliebe und Solidarität keine Fremdworte sind. „Ökumene sozial“ weiterlesen

Bitte zuhören!

„Die hören uns nicht zu.“ Dieser enttäuschte Satz über die Eliten in unserem Land spiegelt eine Erfahrung, in der sich viele Menschen wiederzufinden scheinen. Die, die nicht zuhören, das sind dann auch Menschen wie ich. „Business-Uniformierte“ in Anzug und Krawatte werden von den einen als zu gut verdienende Vertreter eines abgehobenen Establishments wahrgenommen – weit weg von den alltäglichen Sorgen im wirklichen Leben in Völklingen, Eisenhüttenstadt oder Nürnberg.

Drei Menschen unterhalten sich. Eine Frau steht im Hintergrund und lächelt.
Einfach zuhören – in der vergangenen Woche war ich beim 12. Treffen der Menschen mit Armutserfahrung zu Gast ©Diakonie/Ulrike Pape

Treffen mich solche Vorwürfe? Nein. Dafür sind sie schlicht zu pauschal, fast populistisch. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Sie treffen trotzdem. „Bitte zuhören!“ weiterlesen

Dazu gehören – das Megathema Zusammenhalt

Das Megathema nach der Wahl ist der gesellschaftliche Zusammenhalt. Den können wir durch Begegnungen stärken – wie hier am Tag der offenen Gesellschaft im Sommer.

Geht die Arbeit der Diakonie einfach weiter – auch nach der Bundestagswahl? Selbstverständlich. Armutsbekämpfung, Integration, Inklusion, Zukunft der Pflege … –  die Aufgabenliste ist lang und bekannt, viele Aufgabenfelder hängen zusammen. „Dazu gehören – das Megathema Zusammenhalt“ weiterlesen

Vielfalt verwirrt, Vision verbindet

Das Motto der interkulturellen Woche „Vielfalt verbindet“, die gerade bundesweit von den großen Kirchen begangen wird, irritiert. Klingt zwar gut, aber jedes Kind weiß, dass es nicht stimmt: Unterschiede verbinden nicht, Unterschiede trennen. Und Vielfalt kann schön sein, inspirierend, aufregend, aber sie verbindet nicht.

Viele Menschen auf dem Oktoberfest
Ein Volksfest verbindet: das Oktoberfest in München © Curran Kelleher unter CC 2.0 via

Dazu muss man nicht einmal gesellschaftspolitisch werden: Eine beliebige Fußgängerzone in einer größeren Stadt oder das Oktoberfest reichen, um das Gegenteil zu erleben. „Vielfalt verwirrt, Vision verbindet“ weiterlesen

1,8 Millionen Stunden Hilfsbereitschaft

Heiterkeit, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft können die Welt in einen angenehmeren Ort verwandeln. Allein deswegen haben mir Sätze wie „Da kann man nichts machen“ oder „Was soll ich schon tun?“ noch nie eingeleuchtet. Niemand soll mit den eigenen Händen, die Welt, die Gesellschaft oder auch die Diakonie retten. Aber es ist verhältnismäßig einfach, das Miteinander von Menschen etwas freundlicher zu gestalten – es kostet kaum Mühe. Und was kann erst erreichen, wer sich ein wenig mehr Mühe macht…?

Frau hält Patientin im Bett die Hand
Die „Grünen Damen“ nehmen sich Zeit, wenn niemand Zeit hat © eKH

Ich habe aus aktuellem Anlass gerade nochmal über Brigitte Schröder (1917-2000) gelesen, die Gründerin der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe (eKH), eine bemerkenswerte Frau: „höhere Tochter“, Zahnarzthelferin, erkämpfte sich 24-jährig, mitten im Krieg, unterstützt von ihrem Verlobten, trotz der Nürnberger Gesetze, die Erlaubnis zu einer Fernhochzeit. Später dann Kommunalpolitikerin, Kirchengemeinderätin, Kuratorin des evangelischen Krankenhauses Düsseldorf und und und. „1,8 Millionen Stunden Hilfsbereitschaft“ weiterlesen

Gefährliche Innovation? Move fast!

Auf der Rückreise von einer eindrücklichen einwöchigen Learning Journey über Digitalisierung durch das Silicon Valley. Ich sitze noch am Gate in San Francisco und warte auf meinen Rückflug nach Berlin. Da „tickert“ über FAZ-Online die dramatische Nachricht auf mein Handy, dass Elon Musk, der CEO von Tesla, einem führenden Elektroautohersteller, heute um drei Uhr nachts vor der Gefahr eines Dritten Weltkriegs gewarnt hat.

Zu Besuch bei Google & Co.: Ulrich Lilie begibt sich auf eine Lernreise ins Silicon Valley © Diakonie

Musk, einer der weltweit erfolgreichsten Entwickler und Investoren im Bereich der digitalen Innovationen, ist sehr besorgt, dass der Kampf um die Vorherrschaft durch Künstliche Intelligenz (KI) oder intelligente Maschinen, selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Weltkrieg auslösen könnten. Weil sie den Zeitpunkt für den entscheidenden Schlag perfekt berechnen würden. Musk beruft sich auf einen alten Geheimdienstmann, den russischen Präsidenten Wladimir Putin, und sein aktuelles Bonmot: „Wer immer führend in dieser Sphäre wird, wird der Herrscher der Welt.“ „Gefährliche Innovation? Move fast!“ weiterlesen

Gemeinsam – Caritas und Diakonie

Kurzer Blick in meinen Terminkalender: Morgen fahren Prälat Dr. Peter Neher, Vorstandsvorsitzender der Caritas, und ich gemeinsam nach Bielefeld und besuchen die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Es ist eine Premiere, dass wir Präsidenten zusammen eine solche Einrichtung besuchen.

Zwei Männer geben sich die Hände. Ein Mann steht daneben und lächelt
Caritas und Diakonie arbeiten zusammen: Wie hier bei der Tafel der Vielfalt zum Tag des Flüchtlings 2016, die ich mit Caritas Präsident Peter Neher ausrichten durfte. ©Hermann Bredehorst

Es soll eine lose Reihe werden: „Ökumenische Visite“ heißt das neue Format, in dem wir zukünftig ein- bis zweimal im Jahr gemeinsam je eine Einrichtung der Caritas und der Diakonie besuchen wollen. Das Ziel: voneinander zu lernen und auch, von der „Außenperspektive“ des anderen zu profitieren. „Gemeinsam – Caritas und Diakonie“ weiterlesen

Mehr Pragmatismus, weniger Bürokratie

Vier Tage, vier Städte, vier Themen: In diesem Jahr steht meine Sommerreise im Zeichen der bevorstehenden Bundestagswahl. Ich möchte vor Ort mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus den Landesverbänden zeigen, vor welchen sozialen Herausforderungen wir in Deutschland stehen: In Coburg geht es um den Rechtsanspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse, sprich Chancen, in der Stadt wie auf dem Land, in Berlin steht das Thema bezahlbares Wohnen im Mittelpunkt und in Halle/Saale machen wir auf Kinder- und Familienarmut aufmerksam.

Ein Mann steht neben einer Liege an einem Krankentransporter
Tarek al Kousa hat in seiner Heimat Syrien 19 Jahre als Krankenpfleger gearbeitet – in Deutschland wird er die Ausbildung noch einmal machen müssen. © Anieke Becker

Im Blog geht es heute aber um den Besuch in Düsseldorf, meiner alten Heimat. Dort ist die Integration von Geflüchteten Focus unseres Besuchs. Besonders das Thema Arbeit. „Mehr Pragmatismus, weniger Bürokratie“ weiterlesen

Ungerechtes Deutschland?

Es gibt seit heute etwas Neues von Diakonie Deutschland, was ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte: den Sozial-O-Mat 2017. Er soll Wählerinnen und Wähler bei ihrer Wahlentscheidung unterstützen und verdeutlichen, welche Auswirkung ihre Wahl für ihr eigenes und das Leben der anderen Menschen in unserem Land hat. Sozialpolitisch gesehen.

Screenshot des Online-Tools Sozial-O-Mat
Unter www.sozial-o-mat.de ist das neue Frage-Antwort-Tool der Diakonie Deutschland erreichbar

Dass wir mit dieser Themenwahl am Puls der Zeit sind, untermauert auch eine repräsentative Studie, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der Diakonie erhoben hat. Aus ihr geht hervor, dass rund 62 Prozent der deutschen Bevölkerung davon überzeugt sind, dass es in Deutschland sozial nicht gerecht zuginge. Die Zahl lässt sich noch zuspitzen: 24, 2 Prozent – fast ein Viertel der Menschen – halten unser Land sogar für „sehr ungerecht“, 37 Prozent für „eher ungerecht.“ Ist das nur ‚gefühlt‘ und weit entfernt von den Realitäten, wie manche meinen? „Ungerechtes Deutschland?“ weiterlesen