Einsamkeit und Empathie

Einsamkeit ist das Thema meiner diesjährigen Sommerreise. Montag geht es los. Vier Tage werden wir mit einem kleinen Team unterwegs sein und Projekte und Einrichtungen der Diakonie besuchen, Gespräche führen, diskutieren, sehr genau hinsehen, viel zuhören. Ganz im Sinne unserer Kampagne: Unerhört! Diese Einsamen. „Einsamkeit und Empathie“ weiterlesen

Hundert Jahre Einsamkeiten

Der alte Hauptbahnhof von West-Berlin war der Bahnhof Zoologischer Garten, kurz Zoo, genannt. Klein und bescheiden wie die Bonner Republik. Ein paar Gleise. Eine zugige Bahnhofshalle. Mürrische Ansagen: Zurückbleiben! Wer das Erdgeschoss erreicht hatte und zur Schauseite hinausging, erblickte sofort zwei Zentren der City West: Den Zoopalast, wo Generationen von Schauspielerinnen und Schauspielern über den Roten Teppich stolzierten. Bling-bling Berlin, High Society, Sehen und gesehen werden. Und Ruine und Kubus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, liebevoll im Berliner Slang „Lippenstift und Puderdose“ genannt. Ein Magnet des bürgerlichen Berlin. „Hundert Jahre Einsamkeiten“ weiterlesen

Allein in der Menge

Ein wunderbares Indian-Summer-Wochenende in Berlin. Meine Frau kommt gerade von ihrem Gottesdienst im Krankenhaus zurück, und spontan entscheiden wir uns für eine gemeinsame Fahrradtour durch die sonnigen und buntgeblätterten Berliner Herbstwälder. Und machen nach einer guten Stunde einen glücklichen Überraschungsfund, ein kleines Museumscafé, das wir noch gar nicht entdeckt hatten. Es ist bezaubernd gelegen, ein wenig abgeschieden, und die Sonne scheint warm in den von großen Bäumen und Mauern umgebenen Hof. Und das Beste: Der Kuchen wie der Kaffee sind hervorragend und wir sind neben einer Dame mit Hund die einzigen Gäste. Ein wunderbarer Ort zum Erzählen.

Fliegenpilz im Wald
Draußen der goldene Herbst, drinnen allein und einsam ? © Diakonie/Ulrike Pape

Bis sich eine zweite Dame an einen benachbarten Tisch setzt, ebenfalls Kaffee und Kuchen bestellt und dann für uns alle unüberhörbar (viel zu) laut zu telefonieren beginnt: „Du sitzt sicher in der Badewanne, ich denke gerade an Dich und bin einfach mal mit dem Rad losgefahren, ich musste einfach raus, einfach etwas machen, habe mir ein Ticket gekauft und sitze jetzt im Park in einem sehr netten Café ..”. Obwohl wir es – ehrlich gesagt – gar nicht wissen wollten, berichtete die etwa siebzig Jahre alte Dame mit dem Fahrrad auch uns von ihrer Flucht aus der tristen Wohnung nach draußen.

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