Mit Zukunft – Diakonie und Kirche

Diakonische Kirche mit Zukunft – Kirche und Diakonie mit anderen“ ist der Titel des Vortrags, mit dem ich gestern die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bad Neuenahr thematisch eröffnen durfte.  Ich habe mich sehr gefreut über die Einladung. Vor allem aber darüber, dass sich die zweitgrößte Landeskirche Deutschlands mit Ausstrahlung in vier Bundesländern – Nordrheinwestfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen – für das Schwerpunktthema „Diakonie“ entschieden hat. Das halte ich strategisch für zukunftsweisend. „Mit Zukunft – Diakonie und Kirche“ weiterlesen

Verzweifeltes Vertrauen

Twitter müsste für Losungsleserinnen und -leser eigentlich ein nachvollziehbares Medienformat sein. Denn was sind Losungen anderes als Bibel-Tweets? Kurze, aus dem Zusammenhang gerissene Sätze, die eine erstaunliche Breitenwirkung haben – jedenfalls in der evangelischen Welt.
Und Aussagen von Politikern wie Wolfgang Schäuble oder Katrin Göring-Eckardt zeigen, dass sie auch in politische Diskurse sickern können. „Verzweifeltes Vertrauen“ weiterlesen

Macht hoch die Tür!

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“ Ich freue mich jedes Jahr, dieses wunderbare Lied wieder singen zu dürfen. Es erinnert mich an den Geruch der ersten Adventskränze meiner Kindheit und das gemeinsame Singen an dem großen runden Esszimmertisch. Es erinnert mich jedes Jahr auch daran, dass wir unsere Hoffnung auf ein schutzloses Flüchtlingskind in einem Stall setzen – so wird das Wort Fleisch.

In diesem Jahr erinnert dieses Hoffnungslied an die Menschen in Not, die vor den verschlossenen Toren Europas stehen, die an den Außengrenzen stranden – oder schlimmer. Festsitzen im Niemandsland und weit und breit keine offene Tür finden. Von offenen Herzen gar nicht erst zu reden. Auch Teile der Weihnachtsgeschichte sind „Immer – wieder“- Geschichten.

Ein Zuhause zu haben, ist ein Geschenk. Nicht nur zu Weihnachten. Foto: epd-Bild/Rainer Oettel

 

 

 

Offene Türen, offene Herzen

„Macht hoch die Tür“, singen wir im Advent und zu Weihnachten und wünschen uns offene Herzen für das, was wir Weihnachtsfreude nennen. Friede auf Erden oder doch wenigstens in der Familie. Wir genießen Krippe und Kerzenlicht, die illuminierten Innenstädte und Vorgärten, Glühwein und Geschenke. Die einen mehr, und viele andere eher weniger religiös. Wir sind tolerant, das ist unser „westlicher Lebensstil“.

Andere, die ähnlich aussehen wie wir, ziehen in Europa von Land zu Land und finden keinen Raum in der Herberge, geschweige denn Wohnung, Arbeit, Zukunft. Manche kampieren im geheizten Vorraum zu unseren Geldautomaten. Oder unter der Brücke.

Die Unbarmherzigkeit der Herbergswirte ist Legion. Und auch darum brauchen wir alle Jahre wieder am 18. Dezember den Internationalen Tag der Migration. Um uns daran zu erinnern, dass Sesshaftigkeit auf unserem Planeten oft keine Option ist, dass jeden Tag Heimat verloren wird und in der Fremde dann neu gefunden werden muss.

Hoffnung Europa?

Aus den unterschiedlichsten Gründen sind die Menschen unterwegs. Unngezählte brechen voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu uns nach Europa auf. Doch ihre Hoffnung erstickt im Streit der europäischen Regierungen.

Dass diese Regierungen seit Jahren keine gemeinsame humanitäre Asyl- und Migrationspolitik auf die Reihe bekommen, ist eine schandvolle Fortsetzung der Unbarmherzigkeit und politisch nicht klug. Und es ist ein Segen, dass die Zivilgesellschaft das nicht hinnimmt.

Die europäische Zivilgesellschaft ist in diesen Adventstagen die größte Hoffnung der Männer, Frauen und Kinder, die zwischen den Ländern unterwegs sind: Ob Palermo-Appell oder Seebrücke oder die Seenotrettungsschiffe im Mittelmeer, an denen sich jetzt auch die EKD beteiligt.

Segen Zivilgesellschaft

Wo Menschen sich nicht ausreden lassen, dass die Zukunft der anderen genauso wichtig ist wie die eigene, werden sie pragmatisch und kreativ. Unterschiedlichste zivilgesellschaftliche Organisationen vernetzen sich und fordern eine neue europäische Migrations-und Integrationspolitik.

Bereits im März 2018 zur Konferenz „Asyl und Migration: Eine Schlüsselfrage für Europa“. Auf dieser Konferenz in Paris entstand die Pariser Erklärung, ein Aufruf zu einer neuen europäischen Integrationspolitik, in der die Kommunen eine zentrale Rolle spielen sollen.

Die Folgetagung unseres deutsch-französisch-italienisch-polnischen Bündnisses fand am 25. November 2019 bei uns im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung statt.

Ergebnis: der Berliner Aktionsplan für einen Neustart der Europäischen Asyl- und Migrationspolitik auf der Basis von Menschenrechten und Flüchtlingsschutz. Ein Appell an die neue EU-Kommission, endlich die tödlichen Blockaden zu überwinden und die verheerende Situation für Asylsuchende an den Außengrenzen zu abzustellen. Es geht um Menschen.

Migrationspolitik reformieren

Europa braucht jetzt dringend eine Reform der Migrationspolitik, eine glaubwürdige Vision eines Europas der Menschenrechte und des Zusammenhalts, die von allen EU-Staaten mitgetragen wird. Dazu sollte ein neues Zuständigkeitssystem kommen, das die berechtigten Interessen von Asylsuchenden berücksichtigt und Sekundärmigration verhindert; ein vorläufiges, freiwilliges Umverteilungsprogramm und einen EU-weiten Flüchtlingsstatus, der eine frühe Freizügigkeit ermöglicht.

Macht hoch die Tür! Macht voran, liebe Politikerinnen und Politiker in Europa.

Selbstverständlich kann Deutschland nicht alle Menschen aufnehmen, die sich bei uns ein besseres Leben erhoffen. Das ist unbestritten. Darum müssen humanitäres Asylrecht, ein modernes Einwanderungsrecht und eine wirksame Bekämpfung der Fluchtursachen miteinander verknüpft werden. Und deswegen sollten alle europäischen Mitgliedsstaaten viel stärker zusammenarbeiten als bisher. Nur das ist vernünftig und zukunftsfähig.

Advent heißt Ankunft

Und wenn wir dann den Menschen, die nach der Flucht vor Hunger und Gewalt hoffnungsvoll zu uns kommen, in unseren Städten und Landkreisen die Türen öffnen und ihnen die Chance geben, in unseren Gesellschaften anzukommen und ein zuhause zu finden, dann wäre Advent. Advent bedeutet ja Ankunft. Hoffnung – für alle.

Ich wünsche Ihnen allen gesegnete, frohe Weihnachten! Friede auf Erden. Und Türen, die sich Ihnen im neuen Jahr öffnen.

Und hier geht’s zum Weihnachtsfilm der Diakonie Deutschland.

 

Gedenken 2019

Der 9. November: Gedenken an den Mauerfall 1989 und die Reichspogromnacht 1938. Für mich blendet sich in diesem Jahr in alles, was ich rund um dieses Datum lese und erlebe, meine Leseerfahrung mit Ines Geipels tief beeindruckendem Bestseller „Umkämpfte Zone. Mein Bruder, der Osten und der Hass“ ein. „Gedenken 2019“ weiterlesen

Allein in der Menge

Ein wunderbares Indian-Summer-Wochenende in Berlin. Meine Frau kommt gerade von ihrem Gottesdienst im Krankenhaus zurück, und spontan entscheiden wir uns für eine gemeinsame Fahrradtour durch die sonnigen und buntgeblätterten Berliner Herbstwälder. Und machen nach einer guten Stunde einen glücklichen Überraschungsfund, ein kleines Museumscafé, das wir noch gar nicht entdeckt hatten. Es ist bezaubernd gelegen, ein wenig abgeschieden, und die Sonne scheint warm in den von großen Bäumen und Mauern umgebenen Hof. Und das Beste: Der Kuchen wie der Kaffee sind hervorragend und wir sind neben einer Dame mit Hund die einzigen Gäste. Ein wunderbarer Ort zum Erzählen.

Fliegenpilz im Wald
Draußen der goldene Herbst, drinnen allein und einsam ? © Diakonie/Ulrike Pape

Bis sich eine zweite Dame an einen benachbarten Tisch setzt, ebenfalls Kaffee und Kuchen bestellt und dann für uns alle unüberhörbar (viel zu) laut zu telefonieren beginnt: „Du sitzt sicher in der Badewanne, ich denke gerade an Dich und bin einfach mal mit dem Rad losgefahren, ich musste einfach raus, einfach etwas machen, habe mir ein Ticket gekauft und sitze jetzt im Park in einem sehr netten Café ..”. Obwohl wir es – ehrlich gesagt – gar nicht wissen wollten, berichtete die etwa siebzig Jahre alte Dame mit dem Fahrrad auch uns von ihrer Flucht aus der tristen Wohnung nach draußen.

„Allein in der Menge“ weiterlesen

Unser Ethos: Theologen und Juristen beraten die künftige Profilrichtlinie für Kirche und Diakonie

Die Zusammenarbeit von Juristen und Theologen aus dem Raum von Kirche und Diakonie erlebe ich in diesen Wochen in einer neuen Qualität. Wir haben uns zusammen auf den Weg gemacht, das kirchliche Arbeitsrecht weiter zu entwickeln und die Frage zu beantworten, für welche Stellen eine Kirchenmitgliedschaft erforderlich ist. Wieder einmal, mögen einige nun denken.

Unsere Gesellschaft wird immer diverser – das muss sich auch in unseren Einrichtungen widerspiegeln.   © epd/Rolf Zöllner

In der Tat geht es um unsere Loyalitätsrichtlinie. In einer Zeit der Umbrüche, in denen die Gesellschaft mit großer Geschwindigkeit immer diverser wird und zugleich die Zahl der Kirchenmitglieder abnimmt, verändern sich auch unsere Anforderungen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich auch unsere Aufgaben verändern. Wenn Bewohnerinnen oder Patienten, Kinder in der Kindertagesstätte oder die Klienten in der Beratungsstelle immer diverser werden, brauchen wir kulturelle Kompetenzen, das heißt auch diversere Mitarbeitende. „Unser Ethos: Theologen und Juristen beraten die künftige Profilrichtlinie für Kirche und Diakonie“ weiterlesen

Faire Lieferketten auch für die Diakonie

Shilpi Rani Das steht in ihrem Sari festlich gewandet alleine auf der Bühne und fängt an, ihre Geschichte zu erzählen. Sie ist eine der Überlebenden von Rana Plaza, diesem unsäglichen Bau, in dem im Jahr 2013 weit über 1000 Näherinnen ums Leben kamen und fast genauso viele schwerst und schwer verletzt wurden.

Shilpi Rani Das
Shilpi Rani Das hat den Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch überlebt. Sie setzt sich nun für faire Arbeitsbedingungen ein.

„Faire Lieferketten auch für die Diakonie“ weiterlesen

Auf dem Weg zu mehr Teilhabe

Ein warmer Nachmittag auf dem Wichernhof in Dehmen, einem kleinen Dorf bei Güstrow. Auf meiner Sommerreise besuche ich diese Einrichtung der Eingliederungshilfe in Mecklenburg. Wir stehen auf der Terrasse einer Wohngruppe, in der sehr unterschiedliche Menschen ihr Zuhause haben. Sie alle haben eine schwere geistige Behinderung, viele von ihnen sind darüber hinaus auch körperlich mehr oder weniger stark eingeschränkt. „Auf dem Weg zu mehr Teilhabe“ weiterlesen

Sommerreise durch den Osten Deutschlands

Vom Dresdner Altmarkt schallen am Montag die Sprüche der Pegida-Kundgebung herüber. Wir hören Sprüche wie „Volksverräter“, „Madenpolitiker ohne Rückgrat” und auch „Lügenpresse”, während wir im Chorraum der benachbarten Kreuzkirche unser erstes Diakonisches Nachtgebet vorbereiten. Ich bin in dieser Woche auf Sommerreise – in diesem Jahr durch die östlichen Bundesländer. „Sommerreise durch den Osten Deutschlands“ weiterlesen

Diakonie mit anderen

Diakonie mit anderen – das kann auch so aussehen: Vertreterinnen und Vertreter von Diakonie, Naturschutzbund, Sozialverband VdK und IG Metall gemeinsam auf einer Bühne am Brandenburger Tor. Verschiedene Perspektiven, verschiedene weltanschauliche Hintergründe – aber ein gemeinsames Ziel: Ein ökologisches, faires und demokratisches Deutschland in einer sich rasant digitalisierenden und transformierenden Welt. „Diakonie mit anderen“ weiterlesen