Soziales Europa – gerade jetzt

„Gemeinsam. Europa wieder stark machen.“ Die Bundesregierung hat sich viel vorgenommen, wenn sie am 1. Juli unter dieser plakativen Überschrift die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Nehmen wir dieses schöne Werbemotto doch einmal ernst – als Maßstab für eine erfolgreiche Europapolitik.

Die Diakonie weist mit ihren europäischen Partnern seit Jahren darauf hin, dass ein starkes Europa nachhaltig nur gelingen kann, wenn es eine europäische Sozialpolitik gibt, die diesen Namen auch verdient.

Ich meine, hier voranzukommen muss gerade unter dem Zeichen von Corona eine hohe Priorität haben. „Soziales Europa – gerade jetzt“ weiterlesen

Jubeljahr für klamme Kommunen

Wer wie ich lange Jahr in einer vergleichsweise reichen Stadt wie Düsseldorf gelebt und gearbeitet hat, darf sich glücklich schätzen: der öffentliche Nahverkehr funktioniert, die Stadt kann investieren in Kultur und Bildung und ein Familienausflug am Wochenende ins Hallenbad ist auch kein Problem. Wenige Kilometer nördlich, im Ruhrgebiet, sieht die Welt oft schon ganz anders aus: Dort hat jahrzehntelanger Strukturwandel nicht nur für tiefe Schlaglöcher in den Straßen gesorgt, sondern auch das Vertrauen vieler Menschen in ihren Staat tief erschüttert. „Jubeljahr für klamme Kommunen“ weiterlesen

Unsere Wahl: Ein soziales Europa

Die letzten großen Hungersnöte in Europa gab es während und nach den großen Kriegen des 20. Jahrhunderts. Heute verhungern Männer, Frauen und Kinder anderswo, und viele riskieren ihr Leben, um nach Europa zu kommen. Über diese Frage will ich heute im Blog nicht schreiben, aber ausblenden darf man sie nicht. Auch nicht, wenn man über die Europawahl nachdenkt. „Unsere Wahl: Ein soziales Europa“ weiterlesen

Rente und Respekt

Respekt. Dieses Wort war zu schnell wieder verschwunden aus der Debatte um Hubertus Heils Vorschlag zur Grundrente. Viel zu schnell, wie ich finde. Denn aus dem Begriff „Respekt-Rente“ linst immerhin die überfällige Einsicht hervor, dass es beim Streit um die Renten nicht nur um Geld und Zahlen, sondern um die Würde von wirklichen Menschen geht: um die Würdigung von Lebensläufen, den Respekt der Gesellschaft vor ihren unterschiedlichen Bürgerinnen und Bürgern mit ihren unterschiedlichen Arbeitsbiografien. „Rente und Respekt“ weiterlesen

Unerhört! Wir müssen reden.

Ab heute ist es im Buchhandel: Das Buch, zu dem mich unsere Diakonie-Kampagne inspiriert hat: „Unerhört! Vom Verlieren und Wiederfinden des Zusammenhalts“.  Ich freue mich auf die Diskussionen. Das Cover finde ich ja immer noch ein bisschen „schräg“, aber der Herder Verlag war sich sicher, dass es so im Buchhandel ein „Hingucker“ wird. Wir werden sehen.

Zwei Exemplare des Buches "Unerhört!" von Ulrich Lilie
Jetzt im Buchhandel: Unerhört! Vom Verlieren und Finden des Zusammenhalts.     © Diakonie

Das erste Mal in der Hand hatte ich das fertige Buch am  vergangenen Mittwoch. Genau an dem Tag also, als im Bundestag die Debatte um den Kanzlerinnenetat hohe Wellen schlug und wieder einmal zu einem Schlagabtausch über den erstarkenden Rechtspopulismus in Deutschland wurde. „Unerhört!“ erscheint „in time“: Chemnitz, Koethen und viele andere Orte in Deutschland, über die nicht geredet wird, sind Symptome für eine verunsicherte Gesellschaft, die aktuell um ihre Zukunft streitet, besser gesagt eine neue gemeinsame Zukunft sucht. Lautstärke Empörung auf allen Seiten. Verunsicherung. Klare Kante gegen mutwillige und populistische Vereinfacher. Auch dieser Sitzungstag war eine Variation zum Thema vom Verlieren des Zusammenhalts. „Unerhört! Wir müssen reden.“ weiterlesen

Populismus – jetzt auch in Berlin?

Es steht schlecht um die politische Kultur in unserem Land und in Europa. Sie erinnert in diesen Tagen eher an schlechtes Fernsehen. Einigen Vertretern der deutschen Politik erscheint das Instrumentarium des Populismus, der medialen Inszenierung von Politik als schaler Politikersatz, offensichtlich als ein probates Mittel der Wählermobilisierung: „Populismus – jetzt auch in Berlin?“ weiterlesen

Unerhört in Herten

Zuhören: Gespräch im Tagesaufenthalt für Wohnungslose der Diakonie in Herten.                                 © Diakonie Recklinghausen

Als „klammste Kommune Deutschlands“ hat das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ jüngst die Stadt Herten im Kreis Recklinghausen bezeichnet: Der ehemaligen Bergbaustadt im nördlichen Ruhrgebiet sieht man an, dass der Strukturwandel nicht geschafft ist.
An der Durchgangsstraße Spielhallen und Billigläden, und an der Ecke ein ehemaliger Hochbunker. Hinter dessen dicken Mauern arbeitet nun auf mehreren Etagen die Diakonie. Herten – genau der richtige Ort, um unsere Veranstaltungsreihe zur Diakonie-Kampagne zu starten: die „Unerhört“-Foren.
„Unerhört in Herten“ weiterlesen

Unerhört! Dieses Gedicht!

Die U-Bahn Station Hellersdorf im Berliner Stadtteil Marzahn ist von einem kleinen Park umgeben: ein Angstraum, vor allem nachts oder in der Dämmerung morgens und abends.

Sieht tagsüber friedlich aus – die U-Bahnstation in Hellersdorf © A. Savin, Wikimedia Commons via

Nicht nur Kinder und Frauen nehmen dann lieber einen weiten Umweg über die beleuchteten Straßen in Kauf. Zu gefährlich sei diese Grünanlage, so Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke) kürzlich bei einem gemeinsamen Spaziergang durch ihren Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf. Menschen aus 128 Nationen leben hier, berichtet sie. Ein Großteil von ihnen beziehe Hartz IV Leistungen. Die eher schlichten Wohnungen gelten als billig, seien aber häufig in einem sehr schlechten Zustand. „Unerhört! Dieses Gedicht!“ weiterlesen

Bitte zuhören!

„Die hören uns nicht zu.“ Dieser enttäuschte Satz über die Eliten in unserem Land spiegelt eine Erfahrung, in der sich viele Menschen wiederzufinden scheinen. Die, die nicht zuhören, das sind dann auch Menschen wie ich. „Business-Uniformierte“ in Anzug und Krawatte werden von den einen als zu gut verdienende Vertreter eines abgehobenen Establishments wahrgenommen – weit weg von den alltäglichen Sorgen im wirklichen Leben in Völklingen, Eisenhüttenstadt oder Nürnberg.

Drei Menschen unterhalten sich. Eine Frau steht im Hintergrund und lächelt.
Einfach zuhören – in der vergangenen Woche war ich beim 12. Treffen der Menschen mit Armutserfahrung zu Gast ©Diakonie/Ulrike Pape

Treffen mich solche Vorwürfe? Nein. Dafür sind sie schlicht zu pauschal, fast populistisch. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Sie treffen trotzdem. „Bitte zuhören!“ weiterlesen