Unterm Rettungsschirm

Was für eine Woche. Sie wird in vieler Hinsicht vieles verändern.
Vor sieben Tage sah es noch so aus, als ließe man die gemeinnützigen Träger und Einrichtungen, die Beratungsstellen, Pflegeheime, Werkstätten und Krankenhäuser ungebremst in die Insolvenz fahren. Mitten in der Krise. Kein Platz unter dem Corona-Rettungsschirm. „Unterm Rettungsschirm“ weiterlesen

Jubeljahr für klamme Kommunen

Wer wie ich lange Jahr in einer vergleichsweise reichen Stadt wie Düsseldorf gelebt und gearbeitet hat, darf sich glücklich schätzen: der öffentliche Nahverkehr funktioniert, die Stadt kann investieren in Kultur und Bildung und ein Familienausflug am Wochenende ins Hallenbad ist auch kein Problem. Wenige Kilometer nördlich, im Ruhrgebiet, sieht die Welt oft schon ganz anders aus: Dort hat jahrzehntelanger Strukturwandel nicht nur für tiefe Schlaglöcher in den Straßen gesorgt, sondern auch das Vertrauen vieler Menschen in ihren Staat tief erschüttert. „Jubeljahr für klamme Kommunen“ weiterlesen

Beim Sterben helfen

Darf man beim Sterben helfen? Selbstverständlich! Es ist ein Gebot der Liebe zu den Menschen, dafür zu sorgen, dass sie selbstbestimmt leben können bis zuletzt und auch im Sterben ihre Würde behalten. Dass sie entscheiden dürfen, ob sie Schmerzen erleiden können und wollen – oder nicht. Und trotzdem besorgt es mich, dass das Bundesverfassungsgericht heute den Weg dafür geebnet hat, Beihilfe zur Selbsttötung straffrei zu stellen. Allerdings treiben mich dabei nicht nur im engeren Sinn ethische Gründe oder religiöse Bedenken um. Genau so wenig möchte ich das Selbstbestimmungsrecht am Lebensende einschränken. „Beim Sterben helfen“ weiterlesen

Diakonieviolett dazwischen

Morgens auf dem S-Bahnhof leuchten derzeit wieder diakonieviolett die Plakate unserer UNERHÖRT-Kampagne. Die neuen Motive „Unerhört! Die da oben.“ und „Unerhört! Die da unten.“ begegnen mir in Berlin seit einigen Wochen mit schöner Regelmäßigkeit. Aber auch im Rest der Republik sind sie zu finden. Aus Köln haben uns schon erste Beweisfotos erreicht. Weitere bitte sehr gerne an unerhoert@diakonie.de. „Diakonieviolett dazwischen“ weiterlesen

Aktiver Zusammenhalt

Was hält uns zusammen? Vom Ringen um gesellschaftlichen Zusammenhalt in Zeiten des rasanten Wandels“. Unter dieser Überschrift hat das renommierte Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung in dieser Woche zur einer Fachtagung eingeladen. Ich konnte auf dem Eröffnungspodium die diakonische Perspektive einbringen. „Aktiver Zusammenhalt“ weiterlesen

Netzwerk Diakonie

Was ist das Evangelische an der Digitalisierung? Solche Fragen gibt es in der Diakonie. Sie brauchen eine Antwort. Fakt ist: Die Digitalisierung verändert auch die Diakonie. Tiefgreifend. In den Beratungsstellen, an den Krankenbetten, in jedem Büro, in unserer Kommunikation und allen Organisationsabläufen. „Netzwerk Diakonie“ weiterlesen

#Zuhören: TelefonSeelsorge

Für mich gehören sie zu den ALLTAGSHELDINNEN unserer Gesellschaft: Die rund 6.500 Menschen, die ermöglichen, dass die bundesweit einheitlichen kostenlosen Rufnummern der ökumenischen TelefonSeelsorge rund um die Uhr zu erreichen sind. Aus allen Netzen. Tag für Tag. Seit 64 Jahren. Wir brauchen Menschen mit diesem Spirit. Dringend. Denn sie sind ansteckend. Ihre vorbehaltlose Bereitschaft zuzuhören und ihr Engagement strahlen aus in unser Gemeinwesen. „#Zuhören: TelefonSeelsorge“ weiterlesen

Mit Zukunft – Diakonie und Kirche

Diakonische Kirche mit Zukunft – Kirche und Diakonie mit anderen“ ist der Titel des Vortrags, mit dem ich gestern die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bad Neuenahr thematisch eröffnen durfte.  Ich habe mich sehr gefreut über die Einladung. Vor allem aber darüber, dass sich die zweitgrößte Landeskirche Deutschlands mit Ausstrahlung in vier Bundesländern – Nordrheinwestfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen – für das Schwerpunktthema „Diakonie“ entschieden hat. Das halte ich strategisch für zukunftsweisend. „Mit Zukunft – Diakonie und Kirche“ weiterlesen

Macht hoch die Tür!

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“ Ich freue mich jedes Jahr, dieses wunderbare Lied wieder singen zu dürfen. Es erinnert mich an den Geruch der ersten Adventskränze meiner Kindheit und das gemeinsame Singen an dem großen runden Esszimmertisch. Es erinnert mich jedes Jahr auch daran, dass wir unsere Hoffnung auf ein schutzloses Flüchtlingskind in einem Stall setzen – so wird das Wort Fleisch.

In diesem Jahr erinnert dieses Hoffnungslied an die Menschen in Not, die vor den verschlossenen Toren Europas stehen, die an den Außengrenzen stranden – oder schlimmer. Festsitzen im Niemandsland und weit und breit keine offene Tür finden. Von offenen Herzen gar nicht erst zu reden. Auch Teile der Weihnachtsgeschichte sind „Immer – wieder“- Geschichten.

Ein Zuhause zu haben, ist ein Geschenk. Nicht nur zu Weihnachten. Foto: epd-Bild/Rainer Oettel

 

 

 

Offene Türen, offene Herzen

„Macht hoch die Tür“, singen wir im Advent und zu Weihnachten und wünschen uns offene Herzen für das, was wir Weihnachtsfreude nennen. Friede auf Erden oder doch wenigstens in der Familie. Wir genießen Krippe und Kerzenlicht, die illuminierten Innenstädte und Vorgärten, Glühwein und Geschenke. Die einen mehr, und viele andere eher weniger religiös. Wir sind tolerant, das ist unser „westlicher Lebensstil“.

Andere, die ähnlich aussehen wie wir, ziehen in Europa von Land zu Land und finden keinen Raum in der Herberge, geschweige denn Wohnung, Arbeit, Zukunft. Manche kampieren im geheizten Vorraum zu unseren Geldautomaten. Oder unter der Brücke.

Die Unbarmherzigkeit der Herbergswirte ist Legion. Und auch darum brauchen wir alle Jahre wieder am 18. Dezember den Internationalen Tag der Migration. Um uns daran zu erinnern, dass Sesshaftigkeit auf unserem Planeten oft keine Option ist, dass jeden Tag Heimat verloren wird und in der Fremde dann neu gefunden werden muss.

Hoffnung Europa?

Aus den unterschiedlichsten Gründen sind die Menschen unterwegs. Unngezählte brechen voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu uns nach Europa auf. Doch ihre Hoffnung erstickt im Streit der europäischen Regierungen.

Dass diese Regierungen seit Jahren keine gemeinsame humanitäre Asyl- und Migrationspolitik auf die Reihe bekommen, ist eine schandvolle Fortsetzung der Unbarmherzigkeit und politisch nicht klug. Und es ist ein Segen, dass die Zivilgesellschaft das nicht hinnimmt.

Die europäische Zivilgesellschaft ist in diesen Adventstagen die größte Hoffnung der Männer, Frauen und Kinder, die zwischen den Ländern unterwegs sind: Ob Palermo-Appell oder Seebrücke oder die Seenotrettungsschiffe im Mittelmeer, an denen sich jetzt auch die EKD beteiligt.

Segen Zivilgesellschaft

Wo Menschen sich nicht ausreden lassen, dass die Zukunft der anderen genauso wichtig ist wie die eigene, werden sie pragmatisch und kreativ. Unterschiedlichste zivilgesellschaftliche Organisationen vernetzen sich und fordern eine neue europäische Migrations-und Integrationspolitik.

Bereits im März 2018 zur Konferenz „Asyl und Migration: Eine Schlüsselfrage für Europa“. Auf dieser Konferenz in Paris entstand die Pariser Erklärung, ein Aufruf zu einer neuen europäischen Integrationspolitik, in der die Kommunen eine zentrale Rolle spielen sollen.

Die Folgetagung unseres deutsch-französisch-italienisch-polnischen Bündnisses fand am 25. November 2019 bei uns im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung statt.

Ergebnis: der Berliner Aktionsplan für einen Neustart der Europäischen Asyl- und Migrationspolitik auf der Basis von Menschenrechten und Flüchtlingsschutz. Ein Appell an die neue EU-Kommission, endlich die tödlichen Blockaden zu überwinden und die verheerende Situation für Asylsuchende an den Außengrenzen zu abzustellen. Es geht um Menschen.

Migrationspolitik reformieren

Europa braucht jetzt dringend eine Reform der Migrationspolitik, eine glaubwürdige Vision eines Europas der Menschenrechte und des Zusammenhalts, die von allen EU-Staaten mitgetragen wird. Dazu sollte ein neues Zuständigkeitssystem kommen, das die berechtigten Interessen von Asylsuchenden berücksichtigt und Sekundärmigration verhindert; ein vorläufiges, freiwilliges Umverteilungsprogramm und einen EU-weiten Flüchtlingsstatus, der eine frühe Freizügigkeit ermöglicht.

Macht hoch die Tür! Macht voran, liebe Politikerinnen und Politiker in Europa.

Selbstverständlich kann Deutschland nicht alle Menschen aufnehmen, die sich bei uns ein besseres Leben erhoffen. Das ist unbestritten. Darum müssen humanitäres Asylrecht, ein modernes Einwanderungsrecht und eine wirksame Bekämpfung der Fluchtursachen miteinander verknüpft werden. Und deswegen sollten alle europäischen Mitgliedsstaaten viel stärker zusammenarbeiten als bisher. Nur das ist vernünftig und zukunftsfähig.

Advent heißt Ankunft

Und wenn wir dann den Menschen, die nach der Flucht vor Hunger und Gewalt hoffnungsvoll zu uns kommen, in unseren Städten und Landkreisen die Türen öffnen und ihnen die Chance geben, in unseren Gesellschaften anzukommen und ein zuhause zu finden, dann wäre Advent. Advent bedeutet ja Ankunft. Hoffnung – für alle.

Ich wünsche Ihnen allen gesegnete, frohe Weihnachten! Friede auf Erden. Und Türen, die sich Ihnen im neuen Jahr öffnen.

Und hier geht’s zum Weihnachtsfilm der Diakonie Deutschland.